INSPIRATION: Keine Frage – Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um geeignete Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Offenbar im Trend sind die Versuche, sich Spiele zum Vorbild zu nehmen. Wie in den beiden Beispielen, wo einmal ein Rätsel gelöst, zum andern eine Art „Escape Game“ bewältigt werden muss.
Bei einem IT-Dienstleister können Interessenten ein Online-Rätsel namens „Schlüsselerlebnis“ lösen. Sie müssen sieben Level bewältigen, die „Kreativität und Offenheit für ungewöhnliche Denkmuster“ erfordern (Die Neugierde der Bewerber wecken). Sie können auch jederzeit zur normalen Recruiting-Seite wechseln und sich klassisch bewerben. Schafft ein Interessent alle Level und entschließt sich, seine Unterlagen hochzuladen, erhält er die Garantie, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.
Letzteres ist das eigentlich Interessante daran. Denn auf diese Weise schaffen es auch Bewerber zum Vorstellungsgespräch, die eventuell allein aufgrund ihrer Bewerbungsunterlagen nicht eingeladen und durchs Raster gefallen wären. Pfiffig und vor allen Dingen eine Möglichkeit, auch unkonventionelle, aber durchaus passende Kandidaten kennen zu lernen.
Die Autoren zeigen mit konkreten Zahlen, wie sich das ohne Zweifel teure Tool bewährt hat. Ca. 10 bis 15% der Bewerber kommen über das „Schlüsselerlebnis“ (zwischen 20 und 30 bei insgesamt ca. 200 Bewerbungen). Das klingt nicht viel, aber hiervon wurden jeweils 6 bis 7 Kandidaten eingestellt – bei insgesamt 15 bis 30 Einstellungen. Ob sich damit die Investitionen gelohnt haben, lässt sich mit diesen Zahlen nicht belegen.
AC-Ersatz
Um Aufmerksamkeit ging es auch den Personalern einer Beratungsfirma. Diese lädt von ca. 100 Bewerbern 15 zu einem Event ein, das sich an den schwer in Mode gekommenen Escape Games orientiert. Die Gruppe muss hier nicht versuchen, den Raum durch das Lösen von Rätseln wieder zu verlassen, sondern soll „in drei Gruppen zu je fünf Personen in präparierten Büros“ Hinweise suchen, um eine Projektpräsentation zu vervollständigen. Dabei werden sie von einem Mitarbeiter des Unternehmens beobachtet. Am Ende wird ein Siegerteam gekürt, man isst gemeinsam zu Abend und beendet den Tag mit einem Barbesuch (Escape Game statt AC).
Klingt wie ein Planspiel innerhalb eines Assessment Centers, aber deutlich weniger strukturiert und formalisiert. Die Teilnehmer vergessen angeblich ganz schnell, dass sie unter Beobachtung stehen (ist ja auch deutlich weniger offensichtlich als bei einem AC). Wer sich gut angestellt hat, durchläuft den normalen Einstellungsprozess. Auch hier geht es dem Unternehmen vor allem darum, Aufmerksamkeit auf einem hart umkämpften Markt zu erzielen. Wobei zu vermuten ist, dass sich auch solche Spiele abnutzen und man sich immer wieder etwas Neues einfallen wird lassen müssen.