KRITIK: „Der Weg zu wirklich effektiver Transformation führt über ein datengetriebenes Change Management“, behaupten die Autoren des Beitrags in der changement! (Zielgruppen verstehen und gezielt handeln im Change). Zu diesem Zwecke führen sie zunächst ein „5-Phasen-Modell der Kommunikation“ ein: hören, verstehen, akzeptieren, anwenden, leben.
So einen ausgemachten Quatsch habe ich lange nicht mehr gelesen! Offensichtlich haben die Autoren ihren „Watzlawick“ nicht gelesen. Sonst müsste ihnen klar sein, dass die alte nachrichtentechnische Kommunikationstheorie von Shannon und Weaver für menschliche Kommunikation unangemessen ist: Im Kommunikationsprozess wird eben nicht eine Botschaft wie ein Brief vom Sender zum Empfänger gebracht – und fertig. Der Empfänger entscheidet über die Botschaft, sagte vor Jahrzehnten schon Heinz von Foerster. Und um das o.g. „5-Phasen-Modell der Kommunikation“ ad absurdum zu führen, zitiere ich hier genüsslich die sogenannte Lorenz-Treppe: Gesagt bedeutet nicht gehört, gehört bedeutet nicht verstanden, verstanden bedeutet nicht begriffen, begriffen bedeutet nicht einverstanden, einverstanden bedeutet nicht ausgeführt.
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Eine naive Welt
Leben die Autoren dieses Beitrags in einer völlig naiven Welt? Oder ist ihre Absicht eine manipulative? Ihr Ziel: „Mithilfe eines datengetriebenen Ansatzes für Change Management führen Verantwortliche die Mitarbeitenden besonders effektiv durch die fünf Phasen der Veränderung und verankern diese nachhaltig in der Organisation.“ Ihr Ansatz: Zunächst startet man eine Mitarbeiterbefragung, also einen sogenannten „Puls-Check“, um festzustellen, wo man in der Umsetzung steht (Impuls-Feedbacks und Auszeichnungen). Alternative wäre ein Sounding Board (Lautes Denken fördern). Oder man interpretiert gleich den digitalen Fußabdruck der Mitarbeiter (Langzeit-EKG). Das wiederholt man dann im Verlauf. So könnte man auch zielgruppenspezifische Daten generieren, die dann zu entsprechenden Interventionen führen würden. Die Hand am Puls der Mitarbeitenden: Und beschleunigt der sich, geht gar der Blutdruck hoch, greift man dann schnell in die Medikamentenkiste? Und wenn die nicht mehr helfen, greift man dann zu den Daumenschrauben?
Das ist plattes Maschinenmodell: „Wiederholen Sie die Schritte sechs und sieben, bis Sie Ihre Ziele erreicht haben,“ lautet der Ratschlag der Autoren. Und wenn den Mitarbeitern die ganze Change-Aktion nicht passt? „Wichtig ist hierbei, dass ihnen die Partizipation am Projekt nicht aufgedrängt wird.“ Ist klar Chef: „Wiederholen Sie die Schritte sechs und sieben, bis Sie Ihre Ziele erreicht haben.“ Und wenn sie nicht gestorben sind, dann träumen sie noch heute vom Change!