15. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Container-Diskurs

INSPIRATION: Managementmoden nehmen meist einen typischen Verlauf. Sie tauchen in einem bestimmten Zusammenhang auf, es gibt zunehmend Veröffentlichungen, irgendwann einen Bestseller und dann jede Menge Aktivitäten in den Organisationen, um den Empfehlungen zu folgen, die mit einem Erfolgsversprechen verknüpft sind. Dann kommen etliche Studien, die die Wirksamkeit belegen sollen. Wie schaut das bei „New Work“ aus?

In der Tat häuft sich hier seit 2015 die Verwendung des Begriffs – ob nun im Internet oder  in einschlägigen Publikationen. Die Kurve steigt zur Zeit noch an, ein Ende ist nicht in Sicht. Auch die Studienwelle hat noch nicht eingesetzt (New Work – Diskursanalyse). Die Autoren in der Personalführung nehmen sich den Begriff aus verschiedenen Perspektiven vor, als da wären:


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  • Die Akteure: Managementmagazine greifen den Begriff auf, veröffentlichen jede Menge Artikel und verkünden die grundlegenden Ideen. Beratungen springen nur langsam auf den Begriff auf, es gibt sogar echte „Verweigerer“. Kritiker und Analytiker zerlegen die neue Mode. Der erste Bestseller erscheint – in diesem Fall ist das am ehesten das Werk von Laloux „Reinventing Organizations“ und nicht Bergmanns Buch „Neue Arbeit – Neue Kultur“.
  • Subdiskurse: Eine interessante Perspektive sind die Diskurse, die zu den jeweiligen Managementmoden geführt werden. Es ist nämlich keineswegs so, dass bei Diskussionen zum Thema „New Work“ alle über das Gleiche reden. Die Autoren erkennen drei Hauptdiskurse, die voneinander gut zu unterscheiden sind.
    Da ist zum einen der „originäre Sinndiskurs“ nach Bergmann. Es geht um einen Paradigmenwechsel in der Gesellschaft, um Systemkritik und um ein neues Verständnis von Arbeit.
    Dann gibt es den „mitarbeiterorientierten Humanisierungsdiskurs“ mit den bekannten Forderungen nach Freiräumen, Beachtung der Bedürfnisse der Mitarbeiter, nach Beteiligung und Augenhöhe.
    Und schließlich der „businessorientierte Managementdiskurs“ – hier sind Kundenorientierung, schnelles, agiles und flexibles Reagieren auf neue Herausforderungen und ständige Veränderungen die zentralen Argumente. Wie es aussieht, kümmern sich um den ersten Diskurs nicht allzu viele Akteure, er nimmt kaum einen Raum ein, sehr zur Enttäuschung des „Erfinders“ Bergmann. Beim Humanisierungsdiskurs sind vor allem Speaker und Einzelberater unterwegs, beim Managementdiskurs dominieren größere Beratungen.
    Es gibt daneben noch den „opportunistischen Containerdiskurs“, wo alles in einen Topf geworfen wird und alle möglichen Praxisbeispiele zusammengepackt werden in der typischen Managementliteratur. Wobei ich diesen bösen Vergleich tatsächlich vorher noch nicht gehört hatte: Containerbegriffe sind „irgendwann voll, stinken und verlieren dann dramatisch an Attraktivität.“
  • Während die bisher genannten Perspektiven die Anbieterseite repräsentieren, kann man sich das Thema auch von der Nachfrageseite anschauen. Wie also greifen  Unternehmen die neue „Mode“ auf? In Geschäftsberichten, so die Autoren, findet man dazu bisher sehr wenig. Was allerdings zu der Feststellung passt, dass sich das Thema „New Work“ noch in der Ausbreitungsphase befindet.

Etwas witzig finde ich, dass sich dieser Artikel in einem Heft mit dem Schwerpunkt „New Work“ wiederfindet, in dem Unternehmen wie die AXA (Neue Arbeitswelten bei AXA), die Software AG („Unsere Transformation ist eine mehrjährige Reise“) oder VW Nutzfahrzeuge (VUKA – vom Silodenken zu Mannschaftsleistung) vom Kulturwandel berichten. Wobei, und das passt wieder zu der Analyse von Taimer und Weckmüller, die Vertreter der Unternehmen nicht ausdrücklich von „New Work“ reden.

Meine persönliche Vermutung: Ich glaube (und hoffe), dass vieles von dem, was heute in den Containerbegriff gepackt wird, in der Praxis Bestand haben und sich weiter entwickeln wird, manches Tool bzw. manche Methode wie viele andere auch wieder ganz verschwinden werden. Organisationen werden sich weiter verändern, und ob dann irgendwer in 20 Jahren dann das immer noch als „New Work“ bezeichnen wird, ist ziemlich egal. So wie ja heute auch kaum noch jemand von „New Economy“ redet…

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