20. Mai 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Drei Gebote

Die Stimmen, die zur Gelassenheit anlässlich der „New Work“-Verheißungen mahnen, mehren sich. Es dürfte schon helfen, sich an einige sinnvolle Gebote der Systemtheorie zu halten. Klingt mehr als nachvollziehbar. Wobei die Systemiker eigentlich Gebote mit Entschiedenheit ablehnen, wie Martin Pichler in der wirtschaft + weiterbildung schreibt – wie Ratschläge und Rezepte überhaupt (66 systemische Gebote). Sie vereinfachen auf unzulässige Weise die Wirklichkeit.

Andererseits: Wie kann man Menschen erreichen, die nach praktischen Tipps suchen? Die vielleicht schon verstehen, dass eine Theorie wichtig ist, aber im Alltag vor einer Situation stehen und sich fragen: „Und jetzt?“


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Torsten Groth hat nun ein Buch mit „66 Geboten systemischen Denkens und Handelns“ geschrieben und erläutert drei davon ausführlicher in der managerSeminare (Aufräumen mit Verstand). Der Grundgedanke dabei ist, dass es sich hier nicht um „Best Practices nach dem Motto „Was machen die bei Google? Das machen wir auch!“ handelt, sondern tatsächlich um Denkhaltungen: Mit welcher Einstellung sollte man in der immer komplexer werdenden Welt auf die Forderungen nach Veränderungen zugehen, zum Beispiel um das eigene Unternehmen in Richtung Arbeit 4.0 zu entwickeln?

  1. Grundhaltung: „Wie interessant!“ Tatsächlich reagieren wir auf Veränderungen in der Regel mit Bewertungen: „Ist das gut oder schlecht für mich? Was kann alles passieren?“ Es gehen dabei immer bestimmte Gefühle voraus wie Ärger oder Angst. Wechsle ich aber in die „Wie interessant!-Haltung“, dann kann ich sowohl das Bestehende (also zum Beispiel die traditionelle Hierarchie) als auch das Neue eher mit Neugier betrachten und für beides gute Gründe suchen.
  2. Schau nach der Funktion hinter den Dingen. Das folgt aus dem ersten Gebot. Wenn jemand mit einer neuen Idee um die Ecke kommt, dann ist es ratsam nach dem Problem zu suchen, für das diese Idee die Lösung ist. Mehr noch: Man schaue auch bei bestehenden „Lösungen“ (wieder das Stichwort „Hierarchie“) nach der Funktion und frage sich dann, was denn nach der Veränderung diese Funktion übernimmt (Beispiel „Karriere“ und „Aufstieg“).
  3. „Sei Anwalt der Ambivalenz!“ Organisationen, so die systemische Theorie, „sind um die Bewältigung von Paradoxien herumgebaut„, es gibt immer Widersprüche, die ausbalanciert werden müssen. Soll heißen: Wenn alle nach dem Neuen schreien, sollte man sich auf die andere Seite schlagen und deren Anwalt sein – und umgekehrt. So initiiert man „paradoxiebewusste Reflexionsprozesse„.

Martin Pichler stellt in der Wirtschaft+Weiterbildung noch eine ganz Reihe solcher Gebote vor, die alle in die ähnliche Richtung zeigen: Es sind keine konkreten Handlungsanweisungen, sondern eher „Denkanweisungen“. Hier noch einig Beispiele:

Was passiert, wenn nichts passiert?

Was passiert, wenn nichts passiert?“ Eine schöne Formel, denn bevor man das große Rad dreht zu fragen, was eigentlich genau geschieht, wenn man gar nichts unternimmt, ist schon sehr spannend.

Beobachte und verändere Muster!“ Dort, wo ein Verhalten häufiger auftritt, sollte man genauer hinschauen. Das Muster beschreiben, sein Auftreten erklären und es bewerten. Und sich überlegen, was passiert, wenn man es so belässt bzw. wenn man es ändert. Die dazu gehörenden Gebote lauten: „Dauerhaftes muss erklärt werden!„, „Störe ein problematisches Muster!“ und „Etabliere ein neues Muster!“ Und dann genau hinschauen, was passiert.

Das Buch könnte eine lohnende Lektüre sein

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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