INSPIRATION: Wenn man erfolgreiche Menschen fragt, was denn die wichtigste Voraussetzung für ihren Erfolg war, antworten diese in der Regel „harte Arbeit“. Gefolgt von „Bildung“. Aber es wäre besser für sie und auch für die ganze Gesellschaft, wenn sie dem Zufall dankbarer wären. Interessanter Gedanke.
Die Wissenschaft ist auf dem Auge auch blind. Laut einem Beitrag der Wirtschaftswoche werteten Chengwei Liu und Mark de Rond über 2000 Studien aus und stellten fest, dass nur 2% von ihnen sich mit dem Faktor Glück auf den Unternehmenserfolg beschäftigten.
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Der Gedanke, dass vor allem das Glück uns zu dem gemacht hat, was wir sind, ist allerdings wenig reizvoll. Wie viel besser klingt es, wenn man Talent (für das wir in der Regel auch wenig können), Fleiß, harte Arbeit, Risikofreude und ähnliche Faktoren anführen kann.
Dabei müsste es doch eigentlich jedem klar sein, dass beruflicher Erfolg eine ganze Menge mit Glück zu tun hat. Schon das in eine bestimmte Bevölkerungsschicht hineingeboren zu werden ist pures Glück, und auch danach reiht sich Zufall an Zufall.
Da ergibt es durchaus Sinn, wenn die beiden Forscher vorschlagen, dass man unter Top-Kandidaten für eine Führungsposition die Auswahl dem Los überlassen sollte – darüber haben wir schon geschrieben (Per Zufall auf den Chefsessel). Auch darüber, dass der Glaube, wir hätten den Erfolg selbst erzeugt, zu einer gefährlichen Überheblichkeit führt. Weil erfolgreiche Menschen annehmen, dass sie es selbst waren, die mit ihrem Tun den Erfolg herbeigeführt haben, orientieren sie sich an dem Verhalten der Vergangenheit – was völlig anders ausgehen kann, wenn es in Wahrheit der Zufall war.
Ein weitere Aspekt, der uns sehr zu denken geben sollte: Wenn wir von der harten Arbeit als Ursache ausgehen, dann gehen wir selbstverständlich auch davon aus, dass uns der Lohn zusteht. Würden Top-Manager guten Gewissens Millionen einstreichen, wenn sie zugeben müssten, dass sie nichts als Glück gehabt haben?
Stopp, werden Sie einwenden. Wollen Sie etwa behaupten, harte Arbeit und kluge Entscheidungen hätten gar keinen Anteil am Erfolg? Doch, sicher. Aber viele Menschen arbeiten hart, aber ihnen bleibt der große Erfolg verwehrt. Und viele haben gute Ideen, aber sie sind eben nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Demut und Dankbarkeit
Was wäre, wenn erfolgreiche Menschen dem Glück in ihrem Leben die angemessene Wertschätzung entgegenbringen würden? Ganz einfach: Sie würden vor allem dankbar und voller Demut sein. Und nicht davon faseln, dass sich Leistung lohnen müsse und dass sie schließlich hart für ihren Erfolg gearbeitet hätten und daher nicht einsehen, noch mehr zum Wohle der Allgemeinheit beizutragen. Sie würden ihr Geld nicht in Steueroasen verstecken, sondern Spitzensteuersätze gelassen entrichten.
Pure Fantasie? Dann schauen Sie mal in Studien, die der Beitrag der Wirtschaftswoche auch zitiert. Menschen, denen die Rolle des Glücks bewusst ist, sind selbstbewusster, haben mehr Freunde (Alex Wood / Stephen Joseph / John Maltby). Sie leiden zudem seltener unter Schmerzen und gehen besser mit Krisen um (Patrick Hill / Mathias Allemand / Brent Roberts).
Die Experten empfehlen, sich immer wieder bewusst zu machen, wie groß der eigene Anteil am Erfolg ist und was die anderen beisteuern. Am besten diesen Gedanken zu einem festen täglichen Ritual zu machen.
Vermutlich arg viel verlangt für Menschen, die es weit gebracht haben…