KRITIK: Die Frage, um die es geht, lautet: Wie macht man Karriere? Oder wie funktioniert das mit dem Aufstieg? Was würden Sie einem jungen Menschen auf diese Frage antworten? Etwas weiter unten verrate ich, wie meine Erwiderung lautet, aber zunächst die Antworten von Menschen, die es geschafft haben. Und die von jenen, die uns von Beruf wegen (Management-Coachs) verraten, wie das geht (Karriere im Huckepack).
Erster Tipp: Dem eigenen Chef auffallen. Der ist nämlich einsam und hat es nicht leicht. Da muss es ihm gefallen, wenn jemand seine Probleme sieht und ihm dabei hilft, sie zu lösen. Und wie geht das? Sich richtig reinhängen, viele Überstunden machen, auch mal ohne Frau und Kind ins Ausland gehen. Hin und wieder mal eine interessante Information rüberwachsen lassen, z.B. einen spannenden Artikel oder das Foto einer Innovation. Kurz: In die Firma investieren, dann investiert auch der Chef in den aufstrebenden Jung-Manager.
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Aber nicht in jedem Fall
Es gibt ja auch jene, die die guten Leute lieber verstecken als fördern. Deshalb (zweiter Tipp) nie auf einen einzelnen Förderer setzen, sondern für ein breites Netzwerk sorgen. Dabei sind die persönlichen Kontakte wichtig, die guten Beziehungen. Das hilft nicht nur beim Aufstieg, sondern später auch beim Machterhalt. Echt jetzt?
Und wie macht man das? Bei Veranstaltungen mal über den eigenen Schatten springen, nicht nur mit seinesgleichen an einem Tisch sitzen, sondern mutig die wichtigen Menschen ansprechen, die Meinungsmacher. Das müssen nicht immer die Vertreter der oberen Etagen sein, sondern können z.B. auch die Sekretärin des Chefs sein. Wobei das nur klappt, wenn man ein ehrliches Interesse an den Personen zeigt – sie nur anzusprechen, weil man sich von ihnen etwas erhofft, klappt nicht. Wow!
Und Tipp Nr. 3: Häufiger das Unternehmen wechseln, in viele Richtungen blicken, sich Optionen offen halten. Signalisieren, dass man viel leisten kann. Und will und „Leidenschaft für eine bestimmte Branche mitbringe“. Tja, das ist schon schwierig, wenn man häufig wechselt, es sei denn, immer in der gleichen Branche.
Peinlicher geht’s nicht
Viel arbeiten, sich krumm machen, dem Chef gefallen, gleichzeitig viele Teller in der Luft halten, und vor allem die absurde Forderung, sich nicht wegen der Karriere an die wichtigen Menschen wenden, sondern aus ehrlichem Interesse an ihnen – das ist der gleiche Quatsch wie: Wer Mitarbeiter zu Top-Leistungen motivieren will, sollte sich für ihre Belange, auch ihre persönlichen, wirklich interessieren.
Wie genau soll das funktionieren? Man soll also sich für Menschen ehrlich interessieren. Aber natürlich nur für die, die der Karriere dienlich sind, ohne aber mit dem Gedanken an die Karriere im Hinterkopf?? Paradox, oder? Ehrlich wäre doch, auf den wichtigen Menschen zuzugehen und zu sagen: „Hey, ich möchte Karriere machen, Sie sind in einer Position, in der sie mir dabei nützlich sein können, und deshalb quatsche ich Sie hier an. Ich will nicht so tun, als ob ich aus Interesse an Ihrer Person auf Sie zugekommen bin. Eventuell passt es ja zwischen uns und es entsteht so etwas wie eine zwischenmenschliche Beziehung. Umso besser …“.
Spaß beiseite. Wenn mir die Frage begegnet, reagiere ich immer mit der Gegenfrage, von der Art: „WOZU möchtest du den Karriere machen oder ‚aufsteigen'“? Bei dem einen oder anderen löst das durchaus Reflexion über die eigenen Wünsche aus. Wenn er oder sie aber bei der (falschen) Frage bleibt, dann bin ich eher bei der Autorin im gleichen Heft (Crush sticht Credo) in leicht abgewandelter Form: „In was in deinem Job bist du verknallt?“ Und wenn er oder sie darauf eine Antwort hat, zu empfehlen: „Freu‘ dich darüber und sieh zu, dass das noch lange so anhält.“