INSPIRATION: Wer Ausgaben in Millionenhöhe für externe Coachs hat, der kann schon mal auf die Idee kommen, dass es doch auch andere Möglichkeiten geben muss, um den Bedarf zu decken. Bei Adidas stellte man um auf interne Coachs, hat damit gute Erfahrungen gemacht und einen Preis für sein Konzept erhalten (So coacht die Adidas AG).
Tatsächlich hat der Vorstand des Unternehmens angesichts der Ausgaben von sieben Millionen Euro für externe Coachs erst einmal alle Coachingaktivitäten gestoppt. Weil aber der Bedarf existierte und die Mitarbeiter die Möglichkeit sehr schätzten, kamen die Personaler auf die Idee, doch mal abzufragen, wie viele ausgebildete Coachs im Unternehmen selbst existierten. Und siehe da: Eine ganze Reihe verfügt über eine zertifizierte Coaching-Ausbildung, heute sind 38 Mitarbeiter in der Zentrale im „Pool“ und 14 in den Niederlassungen.
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Spielregeln
Sodann entwickelte man folgende Spielregeln, nach denen Coaching im Unternehmen organisiert ist:
- Coaching ist immer ein 1:1 Gespräch. Das Ziel ist „Hilfe zur Selbsthilfe“, wobei das Coachingziel selbst ein spezifisches professionelles sein muss.
- Zugang zum Coaching hat jeder Mitarbeiter, auch solche ohne Führungsverantwortung.
- Interessenten wenden sich an ihren Vorgesetzten und an die Personaler. Sie führen mit beiden ein Gespräch, wobei geklärt wird, ob es tatsächlich um die Verbesserung der „Leadership Effectiveness“ geht (dazu zählen die Erweiterung des persönlichen Potenzials, die Erhöhung des Selbstbewusstseins, die Verbesserung der Zusammenarbeit usw). Das Coaching kann auch abgelehnt werden.
- Anschließend kann sich der Mitarbeiter online bewerben mit Beschreibung des Coaching-Anlasses und Ziels – das Formular enthält neun Fragen.
- Die Personaler schlagen dann drei interne Coachs aus dem internen Pool vor.
- Der Interessent führt mit allen drei „Kandidaten“ ein Gespräch und entscheidet sich dann für seinen Coach.
- Es wird ein mehrseitiges Agreement unterzeichnet, in dem auch die Vertraulichkeit klar geregelt wird. Erstaunlich: Selbst wenn der Coachee wünscht, mit seinem Vorgesetzten über die Inhalte zu sprechen, geht das nur zusammen mit dem Coach.
- Der Rahmen sind acht Sitzungen von je einer Stunde, wenn möglich im persönlichen Gespräch, zur Not auch via Skype.
- Nach Abschluss des Coachings füllt der Coachee einen Evaluationsbogen aus. Bisher sagen die Coachees zu 88 Prozent, dass das Coachingziel erreicht wurde. Es wird auch der Vorgesetzte gefragt, wie sich das Coaching auf die Leistung des Mitarbeiter ausgewirkt hat. Deren Schätzung liegt bei ca. 5% Leistungssteigerung, woraus die Personaler einen ROI (Return on Investment) von 130% erreichnet haben.
Interne Verrechnung
Interessant: Die Abteilungen der Coachees zahlen einen internen Verrechnungspreis an das „Coaching-Team“. Das ist wohl der Bereich der Personalabteilung, der sich um den Prozess kümmert. Die Abteilung des Coachs geht leer aus. Insgesamt 10% ihrer Arbeitszeit können die internen Coachs freigestellt werden. Offenbar funktioniert es.
Sollten Sie sich wundern, dass sich alle Führungsebenen von internen Coachs betreuen lassen, so kann ich sie beruhigen. Die erste und zweite Ebene darf wieder externe Coachs in Anspruch nehmen.