REZENSION: Jörg Middendorf: Lösungsorientiertes Coaching: Kurzzeit-Coaching für die Praxis. Springer 2017
In der Reihe „essentials“ hat Jörg Middendorf einen Leitfaden für ein \nlösungsorientiertes Kurzzeit-Coaching veröffentlicht. Theorie und Praxis werden hier in verständlich und klar strukturiert vorgestellt, eine erfrischende Darstellung eines erfahrenen Praktikers.
Er beginnt bei den Wurzeln der lösungsfokussierten Gesprächsführung nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg und deren Lehrsätzen, die allein schon Lust auf mehr wecken von: „Was nicht kaputt ist, muss man auch nicht reparieren!“ über „Kleine Schritte können zu großen Veränderungen führen“ zu „Die Zukunft ist sowohl etwas Geschaffenes als auch etwas Verhandelbares“.
Anschließend wird der typische Sitzungsverlauf (Joining, Ziel, Ausnahmen vom Problem, Skalierung, Komplimente, Aufgabe und Abschulss) kurz vorgestellt, der dann auch die weiteren kurzen Kapitel darstellt.
All das wird sowohl sehr anschaulich beschrieben als auch durch kurze Beispiele für mögliche Formulierungen als auch kleine Zeichnungen aufgelockert. Am Ende eines jeden Abschnittes werden zahlreiche Fragen aufgeführt, die den Coachee bei der Suche nach den Lösungen und Ausnahmen unterstützen – eine wahre Fundgrube für jeden Coach.
Es folgt die Beschreibung schwieriger Situationen und ihre Bewältigung und schließlich drei Handwerkzeuge des lösungsorientierten Coachs, nämlich die „Wunderfrage und ihre Kinder“, die Skalierungsfrage, die „Formula First Session Task“ und Komplimente.
Ich habe dieses Büchlein (knapp 60 Seiten) in einem Rutsch gelesen, was für ein Fachbuch ein echtes Kompliment ist – weil es einfach Spaß gemacht hat und Neugiert weckt. Wenn ich überhaupt etwas zu kritisieren hätte, dann ist das die Gefahr, dass man nach der Lektüre möglicherweise dem Irrtum unterliegt, sofort loslegen zu können. Als in der Methode wenig geübter Psychologe ahne ich nur, welch Erfahrung und Übung es bedarf, sie konsequent anzuwenden und nicht in alte Muster zu verfallen bzw. auf alte Muster „reinzufallen“ – etwa die Sprache der Problembeschreibung. Hier dürfte eine fundierte Ausbildung (mit diesem Büchlein als Lehrbuch) sicher ratsam sein.