8. Januar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Mülleimer-Prinzip

INSPIRATION: Entscheidungen in Organisationen werden nach dem Mülleimer-Prinzip getroffen. So wie im Mülleimer der Müll rein zufällig nebeneinander zu liegen kommt, so entstehen in Unternehmen rein zufällig bestimmte Konstellationen, die den nächsten Schritt bestimmen.

Sie empfinden das nicht so? Dann tappen Sie auch in die Rationalisierungsfalle. Die Realität sieht doch so aus: Es tritt ein Problem auf, das von irgendjemandem entdeckt wird. Wer sich dann an die Lösung begibt, welche Methodik eingesetzt wird, welche Mitarbeiter daran mitwirken – all das wird kaum nach einem sorgfältigen Prozess der Analyse und Auswahl der geeignetsten Methodik, Menschen und Technik entschieden. Vielmehr schaut man, wer gerade Zeit hat, welche Ressourcen zur Verfügung stehen und was vielleicht grade angesagt ist.


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Haben Sie als Organisationsentwickler, ob intern oder extern, sicher schon oft erlebt. Da erhalten Sie eine Anfrage wie „Wir sollten mal wieder ein Führungskräfte-Event veranstalten, das letzte ist schon wieder eine Weile her. Was machen wir denn diesmal?“ Als Externer freuen Sie sich über den Auftrag, als Interner fragen Sie sich, welches Problem eigentlich damit gelöst werden soll. Und warum jetzt zufällig diese Art Veranstaltung und nicht eine andere gewählt wird. Eine sorgfältige Prüfung der Alternativen mit allen Wirkungen und Nebenwirkungen entfällt in der Regel. Das Event findet statt, und eine Rechtfertigung findet sich anschließend auch.

Diese anschließende Legitimierung ist interessant. Laut James March (nach M.Pichler: Erfahrungen nutzen – besser entscheiden) ist das für Organisationen normal. Er hält es für einen Irrglauben, dass Unternehmen und all ihre Organisationseinheiten nach dem Motto zu führen sind: „Es gibt ein Unternehmensziel, und dieses wird erreicht, indem alle Untereinheiten entsprechende Unterziele ableiten.“

Tatsächlich ist das utopisch. Jede Einheit verfolgt ihre eigenen Ziele, und am Ende kommt dabei nicht das heraus, was „am besten“ für das Unternehmen ist, sondern ein Kompromiss. Nachher findet sich immer eine Erklärung, warum so und nicht anders entschieden wurde. „Die Tat geht häufig dem Ziel voraus.“

Dazu passt auch diese Beobachtung: Ein Unternehmen ist ungewöhnlich erfolgreich. Alle schauen beeindruckt hin, ein Buch über das Fallbeispiel erscheint, ein Prinzip wird benannt und allen empfohlen, es ihm nachzutun. Was aber übersehen wird, so March, ist, dass diese Unternehmen deshalb so erfolgreich waren, weil sie sehr riskante Entscheidungen – vermutlich auch nach dem Mülleimer-Prinzip – getroffen haben und anschließend besonders günstige Umstände ihnen zum Erfolg verholfen haben. Es macht als gar keinen Sinn, die Methoden zu kopieren, weil die Situation niemals die Gleiche ist – der Müll im eigenen Mülleimer ist ganz anders angeordnet.

Was aber folgt daraus? Ist es nicht ebenso utopisch, vor jeder Entscheidung sämtliche Alternativen zu prüfen? Nach dem optimalen Mitarbeiter Ausschau zu halten, und wenn er nicht zur Verfügung steht, jemanden einzustellen? Die perfekte Technik für die Lösung einzukaufen? Sicher nicht. Eher lautet der Tipp, aufzuhören, Entscheidungen im Nachhinein ausführlich zu rechtfertigen, als konsequente Folge einer vorgegebenen Strategie oder Zielsetzung.

Mehr noch: Auf allzu konkrete Ziele und das „Herunterbrechen“ auf jede Einheit ebenso zu verzichten. Ebenso auf bis ins letzte Detail ausformulierte Projektpläne, „die von Meilensteinen nur so strotzen!“. Stattdessen mutiger Experimente zulässt und dazu steht, dass man noch nicht weiß, was dabei herauskommt.

Lässt sich schwer verkaufen, stimmt’s? Dann schon lieber das Ganze „Agilität“ nennen und als das nächste Erfolgsrezept einführen.

Stefan Kühl (im gleichen Betrag) warnt aber davor, sofort den nächsten Fehler zu machen. Statt jetzt alle Abteilungen aufzulösen und sich wie ein Start-up zu gebärden, lieber mit Entscheidungsprozessen experimentieren – herausfinden, was zum eigenen Unternehmen passt. Kein Rezept im eigentlichen Sinn, eher die Aufforderung, „Raum für Experimente zu schaffen“. Auch dafür hat March einen Tipp: Wenn Sie herausfinden wollen, was wirklich für Sie funktioniert, dann ändern Sie nicht gleichzeitig viele kleine Dinge, sondern versuchen es mit selteneren, aber größeren Veränderungen. Nur dann finden Sie heraus, ob und welche Wirkung diese hat.

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