INSPIRATION: Eine bemerkenswerte Zahl: Mehr als 4 Millionen Menschen pflegen Angehörige zu Hause, und davon sind ca. 2,5 Millionen gleichzeitig berufstätig. Und anders als bei der Betreuung von Kindern, bei der man sich sich über deren Entwicklung freuen darf und sie von Jahr zu Jahr weniger Unterstützung benötigen, läuft das bei älteren Menschen anders herum: Die Pflege wird immer aufwändiger, und man weiß nicht, wie lange man sich kümmern muss und wie intensiv die Aufgabe wird.
Von diesem Problem sind Manager ebenso betroffen wie alle anderen Berufstätigen. Mit einem Unterschied: „Sie verdienen genug, um sich Unterstützung leisten zu können …“ (Ich bin für dich da, Mama). Allerdings hilft ihnen das wenig, wenn sich das schlechte Gewissen meldet. Davor sind sie auch wie alle anderen nicht gefeit. Also was tun?
Sich kümmern
Manager sind Meister im Organisieren, also packen sie die Sache wie gewohnt an. Und gehen dabei oft an ihre Grenzen, denn viele nehmen das halbe Jahr Pflegezeit, das ihnen zusteht, erst gar nicht. In der Regel reicht das ja ohnehin nicht. Weitere Optionen wäre Teilzeit oder Jobsharing – ersteres kommt für die meisten nicht in Frage und zweiteres ist immer noch die Ausnahme. Die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, ist zwar hilfreich, aber ältere Menschen brauchen meist noch etwas anderes: Fürsorgliche Betreuung, Verständnis, Geduld und Hinwendung. So gerne man da auch eingreifen möchte: In der Regel lassen sich Eltern nur ungern von ihren Kindern etwas vorschreiben – da ist viel Fingerspitzengefühl gefordert. Wie soll das gelingen unter Stress?
Dazu kommt ein weiteres Phänomen unserer modernen Zeit: Gerade Manager bleiben ja nicht unbedingt in dem Ort, in dem sie aufgewachsen sind, die Entfernung zu den Eltern wächst. Das bedeutet Pendeln oder Umzug. Nur: Senioren verlassen ihr gewohntes Umfeld äußerst ungern. Wer da regelmäßig vor Ort sein möchte, muss pendeln. Beispiele für Menschen, die das auf sich nehmen, hat die Wirtschaftswoche in dem Beitrag gefunden. Und nicht ganz zufällig sind das Frauen. Das alte Rollenbild, auch wenn es sich langsam ändert, ist nach wie vor aktuell. Wobei die Entfernung auch wieder Vorteile hat, denn dann lässt es sich leichter vertreten, wenn man nicht jeden zweiten Tag vorbeischauen kann.
Wie man sieht – da gibt es viele Dilemmata und wenig konkrete Tipps. Bis auf einen: Man sollte, auch als Manager*in, im Unternehmen kein Geheimnis daraus machen, dass man viel Arbeit mit der Pflege der eigenen Eltern hat. Zum einen wird man feststellen, dass es anderen ebenso geht und man damit nicht allein ist – schon das ist entlastend. Zum anderen macht es einen menschlicher und wenn es mal ganz eng wird, werden die Kollegen und Mitarbeitenden Verständnis zeigen. Also: Das Thema nicht als Tabu behandeln, sondern offen darüber sprechen!