PRAXIS: Geben Sie sich manchmal auch zu schnell mit Antworten zufrieden? Zum Beispiel im Gespräch mit einem Bewerber? Und wundern sich nachher, dass Sie nicht genug über ihn erfahren haben? Nach meinen Erfahrungen liegt das bei vielen Menschen zum einen daran, dass sie gerne mehr von sich erzählen als anderen zuzuhören. Da sind Personaler und Manager keine Ausnahme.
Es kann aber auch daran liegen, dass Sie zu wenig nachfragen und nach einer Antwort schnell zum nächsten Thema übergehen. „Was ist Ihnen an Ihrem Arbeitsplatz besonders wichtig?“ Antwort: „Teamgeist und nette Kollegen!“ Reicht, nächste Frage.
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Nein, das reicht sicher nicht. Sicher, wir ahnen etwas von den Prioritäten des Bewerbers, aber mehr auch nicht. Ein probates Mittel, mehr in Erfahrung zu bringen, besteht darin, wichtige Begriffe aus der Antwort des anderen einfach zu wiederholen. „Teamgeist.“ Man muss es nicht mal wie eine Frage klingen lassen – einfach nur neutral wiederholen.
Tell me more …
Das hat zur Folge, dass unser Gegenüber sich aufgefordert fühlt, das Gesagte zu vertiefen. Entweder definiert er den Begriff und erläutert, was er darunter versteht. Was schon interessant sein könnte. Denn es macht einen Unterschied, ob er erklärt, dass Teamgeist bedeutet, abends nett gemeinsam ein Bier trinken zu gehen. Oder ob gemeint ist, dass man gemeinsam an Lösungen arbeitet und mitkriegt, wenn andere bei einer Sache nicht weiterkommen. Wiederholung: „Nicht weiterkommen.“ Hierauf folgt dann vielleicht ein Beispiel aus seinem Berufsleben. Was viel mehr darüber aussagt, wie der Kandidat Teamgeist lebt oder bisher gelebt hat.
Natürlich könnte man auch fragen: „Was verstehen Sie unter Teamgeist?“ oder „Haben Sie mal ein Beispiel für Teamgeist?“ Aber damit geben Sie die Richtung der (gewünschten) Antwort vor. Die offene Wiederholung überlässt es dem Gegenüber, das auszuwählen, was ihm wichtig ist. Wir können ihm praktisch „beim Denken“ zuhören.
(Nach: Martin Wehrle – Wertvolle Wiederholung. managerSeminare, 01/2024, S. 57)