11. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Nostalgisches Ritual

INSPIRATION: So allmählich scheint es sich herumzusprechen, dass Arbeitszeugnisse nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden. Auch wenn die Gewohnheit, ein solches zu verlangen, bei vielen Firmen noch als „nostalgisches Ritual“ existiert – diejenigen, bei denen man nur noch einen Lebenslauf hochladen muss, werden mehr. Was auch damit zu tun hat, dass viele dermaßen händeringend kompetente Mitarbeiter suchen, dass sie keine hohen Hürden aufbauen wollen. Ein Recruiter beschreibt, dass sein Unternehmen mehr Bewerbungen erhält, seitdem er kein Arbeitszeugnis mehr einfordert („Zeugnisse sind wertlos“). 

Eigentlich seltsam, dass überhaupt noch jemand ernsthaft ein solches „Zeugnis“ verlangt. Jeder kennt die verklausulierten Noten, weiß, dass so mancher die Formulierungen bei der Vertragsaufhebung heraus handelt, und den meisten Arbeitgebern ist es ohnehin extrem lästig, sich damit zu beschäftigen. Nicht umsonst gibt es dafür die passende Software. Wenn ein solches Zeugnis überhaupt noch einen Sinn hat, dann durch die darin aufgeführten Tätigkeiten, wobei diese oft genug vom Mitarbeiter selbst zusammengestellt werden. Was aber nicht verkehrt sein muss.

Ein Recht

Es gibt allerdings nach wie vor das Recht auf ein Arbeitszeugnis, anders als beim Zwischenzeugnis. Die Praktiker empfehlen, letzteres auch nur zu fordern, wenn der Chef geht oder man die Abteilung wechselt. Sonst weckt man nur schlafende Hunde. Wobei – das kann ja auch taktisch geschickt sein, wenn man dezent darauf hinweisen möchte, dass die nächste Gehaltserhöhung ansteht …

Und die Alternative? Sie ist altbekannt, scheint aber an Bedeutung zu gewinnen: Referenzen bei ehemaligen Kollegen einholen. Das ist Aufwand, aber sicher allemal aufschlussreicher als die Beschäftigung mit den Floskeln im Zeugnis. Mag sein, dass mancher Personaler diese Mühe scheut. Wäre aber doch nicht schlecht, wenn das Zeugnis-Unwesen endlich der Vergangenheit angehört.

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