INSPIRATION: Irgendwann ist Schluss. Den Chefposten übernimmt ein anderer, vorbei ist es mit Macht und Einfluss. Wie geht es dann weiter? Die wenigsten beschäftigen sich vorab mit dieser Frage, stellen sich vor, dass es doch ganz nett sein muss, endlich mal für sich selbst Zeit zu haben. Um dann festzustellen, dass ihnen doch etwas fehlt.
Die Wirtschaftswoche hat sich mit zwei Managern unterhalten – einer 34jährigen Unternehmensgründerin, die sich von ihrem „Baby“ verabschiedete und in den Beirat wechselte. Und mit dem Ex-Vorstand der Deutschen Bahn. Wie so viele andere erlebten sie, dass sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr gefragt waren und wurden. Je höher jemand in der Hierarchie stand, umso krasser dürfte diese Erfahrung sein. Mag aber auch sein, dass es in jeder Position ähnlich ist. Gerade noch wurde man nach seiner Meinung gefragt, redete nicht nur mit, sondern hatte sogar das letzte Wort (zum Beispiel als Schiedsrichter beim Fußball, als Filialleiter, als Vorstand eines Sportvereins …) und plötzlich herrscht von heute auf morgen Stille.
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Endlich Ruhe im Karton
Wunderbar, könnte man meinen, endlich Ruhe, mal nicht verantwortlich sein, mal nicht im Mittelpunkt stehen. Aber gerade letzteres tut weh. Es fühlt sich an wie der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Eine Weile tut es wohl tatsächlich gut, erst einmal zur Ruhe zu kommen, sich von den jahrelangen Strapazen zu erholen. Dann schaut man sich nach neuen Aufgaben um und stellt erst einmal fest, dass die Welt nicht auf einen gewartet hat.
Dabei gibt es eigentlich so vieles, wo man sich nützlich machen kann. Ich kenne wenige Rentner, die von sich sagen, dass sie sich langweilen, die meisten winken ab, wenn man sie fragt, ob sie nicht diesen oder jenen ehrenamtlichen Posten übernehmen möchten. Es ist also nicht der Mangel an Alternativen, der den Abschied schwer macht, es ist der Verlust von Visibilität. Nicht die Tätigkeit als solche, sondern die Erkenntnis, dass man plötzlich nicht mehr dazugehört. Die bittere Erfahrung, dass wir nicht als Person gefragt waren, sondern als Positionsinhaber. Wir beurteilen Menschen mehr nach dem, was sie tun, als nach dem, wer sie sind. Bekanntlich lautet ja auch eine der ersten Fragen, wenn wir jemanden kennen lernen, nicht: „Wie bist so so als Mensch?“ sondern „Was machst du denn so?“.
Zwei Auswege
Zwei Auswege werden in dem Beitrag (Plötzlich bist du unwichtig) aufgezeigt: Der eine ist zu versuchen, dem erlesenen Kreis weiter anzugehören. Aufsichtsratsmandate sind vor allem deshalb begehrt, weil man dann seinen Status gefühlt behält, auch wenn damit deutlich weniger Macht verbunden ist. Aber man wird wahrgenommen, trifft auf die gleichen Menschen wie vorher – bleibt also sichtbar. Diesen Weg kann man auch gehen, wenn man nicht zu den Top-Etagen gehörte. Das Amt im Verein, in der Kommunalpolitik z.B. sind Möglichkeiten, weiterhin gesehen zu werden.
Der andere Weg ist, sich mit der Frage auseinander zu setzen, wer man ist, was man eigentlich möchte, was einem wichtig ist. Wohl dem, der hierfür einen Coach engagieren kann, am besten schon, bevor der Abschied ansteht. Wer auf den Schritt vorbereitet ist, dem fällt die „Machtübergabe“ deutlich leichter.