20. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Design your Life?

KRITIK: Design steht für Entwurf, Gestaltung. Menschen entwerfen Gegenstände, Kunstwerke, Häuser, Kleidung, Landschaften. Die Ergebnisse sind oft großartig, überwältigend, berührend, nützlich oder einfach nur schön. Da liegt es irgendwie nahe, die Prinzipien, die dabei zur Anwendung kommen, auf den eigenen Lebensentwurf anzuwenden. Zwei Wissenschaftler der Universität St. Gallen erklären die Philosophie des Life-Design-Ansatzes, stellen drei (Visualisierungs-)Tools vor und fassen die Resultate der Wirksamkeitsforschung zusammen (Visualisierungsmethoden für das Wissensmanagement).

Wobei mir der Zusammenhang zum Thema Wissensmanagement arg konstruiert erscheint. Der Begriff „Wissensmanagement“ wird hier sehr ausgeweitet im Sinne von  „Management der verschiedenen (intellektuellen) Ressourcen einer Person„. Menschen, die ihr eigenes Leben systematisch managen, werden hier „Vitapreneure“ genannt, und damit das gelingt, müssen sie zu ihrem eigenen „Wissenscoach“ werden und die „eigene Wissensagenda stetig vorantreiben“. Hierbei hilft ihnen die Personalabteilung, denn es ist längst nicht mehr damit getan, einfach nur Seminare zur Verfügung zu stellen. 


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Kommen wir zum Life-Design-Ansatz. Dieser hat sich bedient beim Design-Thinking, bei der positiven Psychology und beim Nudging. Mit den hier entlehnten Tools und Methoden kann man nun – naja, sein Leben designen. Mehr noch: Nudging hilft, „das eigene Unterbewusstsein zu hacken“. So kann man sogar unbewusst bessere Entscheidungen treffen. So heißt es hier.

Es gibt acht Prinzipien des Life-Design-Ansatzes“, z.B. dass „Life-Designer“ nicht in entweder-oder-Kategorien denken, rasch vom Denken ins Handeln übergehen, Visionen nicht mit Skepsis, sondern mit Neugier begegnen, eine Wachstumshaltung an den Tag legen und sich fragen: „Was kann ich lernen?“ usw.

Halten wir also erst mal fest: Wir müssen uns selbst darum kümmern, was wir wollen, wohin wir wollen und was wir auf dem Weg dorthin benötigen. Hierbei helfen uns Methoden, die aus dem Design Thinking-Ansatz stammen.  Und wenn wir in einem Unternehmen angestellt sind, unterstützen uns die Personaler dabei, indem sie uns diese Methoden nahebringen. 

Dass all das funktioniert, ist wissenschaftlich nachgewiesen. „Selbst-Designer“ steigern ihr psychologisches Kapital signifikant, was zur mehr Arbeitszufriedenheit, mehr Engagement und mehr Leistung führt. Sie haben deutlich weniger Karriereangst, zeigen mehr Dankbarkeit und übernehmen mehr Verantwortung für die eigene Laufbahn. 

Nun denn, entsprechend gespannt war ich bei der Lektüre auf die versprochenen drei Visualisierungsmethoden, die dazu dienen sollen, das Konzept in die Praxis umzusetzen. Vorgestellt werden

  • das Sankey-Diagramm (am Beispiel eines Sabbaticals)
  • die Energie-Karte (mit der man sich klar macht, wozu man Lust und Energie hat und wozu eher nicht)
  • und das soziale Unterstützungsnetzwerk (eine Grafik aus einem inneren und einem äußeren Kreis, in dem die Menschen eingetragen werden, die uns Energie geben, sowohl beruflich als auch privat)

Da bin ich nun doch arg enttäuscht. Visualisierungsmethoden zu den eigenen Bedürfnissen und Wünschen, zu Aktionsplänen und sozialen Netzwerken gibt es wie Sand am Meer – wodurch sich diese drei von ihnen unterscheiden, was sie mit Design Thinking zu tun haben und vor allem mit Wissensmanagement, bleibt ein Rätsel. Sie sind sicher nicht besser oder schlechter als andere, und in den Händen eines Coachs dürften sie ähnlichen Nutzen stiften wie all die anderen auch. So ist das wohl auch mit der Personalabteilung gemeint, die „heute zur Crew von Coachs“ wird. 

Bleibt die Aussage, dass wir uns hin und wieder damit auseinandersetzen sollten, was wir eigentlich wollen, und dann auch die entsprechenden Schritte angehen. Und dass es ziemlich hilfreich ist, wenn man seine Gedanken dabei ordnet und zu Papier bringt…

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