INSPIRATION: Nun gibt also auch schon KI-Tools, die kreativen Autoren das Schreiben erleichtern sollen. Die Angst geht um bei denjenigen, die sich für unangreifbar hielten, weil sie schließlich das beherrschen, was Maschinen angeblich nie hinkriegen sollten: Kreative Leistungen erbringen. Aber auch das scheint sich als Irrtum herauszustellen. Künstliche Intelligenz komponiert völlig neue Musik, erstellt völlig neue Bilder, schreibt neue Gedichte und offenbar nun auch ganze Texte. Journalisten, Schriftsteller, Werbetreibende aufgepasst – Ihr seid ebenso ersetzbar wie Buchhalter, Juristen und viele andere Berufsgruppen. Jeder Berufszweig steht „am Rande des KI-bedingten Untergangs„, die Angst zieht sich quer durch die Gesellschaft.
Was bleibt dann noch für uns Menschen? Ganz einfach: Den Input zu gestalten und den Output zu überprüfen. Klingt banal, aber dürfte viel Wahres dran sein. Mehr noch: Sich als eine enorme Herausforderung erweisen. Mal angenommen, ich gebe der KI folgende Textanweisung (auch „Prompt“ genannt): „Schreibe mir einen Text über Führung und Agilität, der eine Seite lang ist!“. Dann wird dabei etwas ziemlich Allgemeines herauskommen. Anders bei diesem Auftrag: „Schreibe mir einen Text darüber, vor welche Schwierigkeiten eine Führungskraft gestellt ist, wenn eine Organisation von einer hierarchischen auf eine agile Struktur umstellt.“ Das habe ich ausprobiert, beide Texte lesen sich erstaunlich flüssig und geben den „State of the Art“ wieder.
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KI-Nutzungskompetenz
Ob die Fähigkeit, die richtigen Anweisungen zu geben, aber wirklich eine eigene Kompetenz darstellen? Das Thema gibt es ja auch bei den herkömmlichen Suchmaschinen. Da erklärt uns heute auch niemand mehr, wie diese richtig zu bedienen sind. Man gibt eine Suchanfrage ein und begnügt sich mit den Suchergebnissen. Die Kunst der Entwickler ist es, Maschinen so zu gestalten, dass die intendierten Ergebnisse auch zuverlässig geliefert werden. Warum sollte das Text-KI nicht irgendwann beherrschen?
Weil natürliche Sprache mehrdeutig ist, sagt Moritz Kremb, ein Ingenieur und Publizist (Lesen, schreiben, rechnen, prompten), und zeigt das an einem einfachen Beispiel: „Hans sah Willi auf dem Hügel mit dem Fernrohr“. Wer hat hier das Fernrohr: Hans oder Willi? Ich habe die Frage mal ChatGPT gestellt und die folgende Antwort erhalten: In dem Satz „Hans sah Willi auf dem Hügel mit dem Fernrohr“ hat Hans das Fernrohr in der Hand. Die Präposition „mit“ deutet darauf hin, dass das Fernrohr das Instrument oder das Mittel ist, das Hans benutzt, um Willi auf dem Hügel zu sehen.
Schon clever, oder? Cleverer wäre es, wenn ich die Antwort erhalten hätte, dass man das nicht eindeutig sagen könne, aber die Formulierung „deutet darauf hin“ zeigt ja, dass die KI eher vorsichtig ist. Vertreter der KI glauben, dass die Systeme in Zukunft auch bei schlecht formulierten Prompts nützliche Ergebnisse erzielen werden.
Dann bleibt für den Menschen nur noch die Kontrolle dieses Ergebnisses. Keine Ahnung, ob wir uns damit begnügen werden. Oder gar müssen? Wir sind dann eine Art Lektor, der die Texte feinschleift, aus guten Texten brillante macht oder vielleicht noch durch eigene geniale Ideen ergänzt. Das wiederum würde dann schon eine enorme Kompetenz erfordern – und eventuell dazu beitragen, dass uns wunderbare Werke erwarten – Ergebnisse einer Koproduktion von Mensch und Maschine.