KRITIK: Ein anderes Wort für Stress? Top-Führungskraft. Irgendwie auf den zweiten Blick verwunderlich. Haben die Bosse doch viele Ressourcen zur Hand: Sie verfügen über hohe Entscheidungsspielräume und Kontrollmöglichkeiten.
Sollen sich mal nicht so anstellen … Na ja, zugegeben ihre Arbeitsintensität ist zumeist hoch, die Arbeitszeiten sind lang, sie müssen auch häufig reisen und ständig erreichbar sein. Na ja, dafür bekommen sie doch auch ein üppiges „Schmerzensgeld“. Sollen sich mal nicht so anstellen, die Herrschaften … Ja genau, anstellen, klagen etc. dürfen sie nicht. Das ist ein Tabu. Das alte Fisherman’s Friends-Motto lautet: „Sind sie zu stark, bist Du zu schwach!“ Doch wer ist schon Unkaputtbar? Also Drogen nehmen, Oberstübchen-Booster? Zum Coach gehen? Erst wenn gar nichts mehr geht, denn: „… bist Du zu schwach!“ – q. e. d., wie der Lateiner sagt.
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Dummerweise fahren die gestressten Bosse nicht nur sich „gegen die Wand“, sondern auch ihre Mitarbeitenden. Problem Numero 2: Die Autorengruppe (Psychosoziale Gefährdungsbeurteilung im Topmanagement) zitiert mehrere Studien, die zeigen: „Immer weniger Personen sind bereit, Führungsverantwortung zu übernehmen.“ Da scheint die Wahrnehmung der Beanspruchung wohl eine Rolle zu spielen. Drehen wir den Spieß doch einmal um: Was wäre, wenn die Top-Führungskräfte stattdessen Vorbilder in Sachen Gesundheit für die Mitarbeitenden wären?
Eine Studie
Hier setzt die Autorengruppe an. Mittels Tagebuchstudie wurden 45 Topmanagern und Betriebsratsmitglieder zur Untersuchung von Stressfaktoren und deren Einfluss auf das Arbeitsengagement untersucht. Als Outcome wurde das etablierte Konstrukt des Arbeitsengagements gewählt. Über drei Messzeitpunkte hinweg wurden zudem die Effort-Reward Imbalance (ERI; Gratifikationsbilanz), der subjektiv empfundene Stress (Perceived Stress Scale, PSS) sowie der physiologische Stressmarker (Cortisol-Aufwachreaktion, CAR) erhoben.
Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Gratifikationsbilanz als auch das subjektive Stresslevel das Arbeitsengagement von Topmanagern und hochrangigen Betriebsratsfunktionären signifikant vorhersagen; nicht jedoch der physiologische Stressmarker.
Und bringt’s das?
Die Forschergruppe geht jetzt nicht so weit vorzuschlagen, die Top-Manager zu verkabeln … der physiologische Stressmarker war ja auch nicht wirklich der Bringer in dieser Studie. Doch halten sie eine dynamische Betrachtung des Stresserlebens für unerlässlich. „Ein wichtiger Ansatzpunkt besteht unseres Erachtens darin, das Bewusstsein von Führungskräften für den Zusammenhang zwischen Gratifikationskrisen und ihrem Wohlbefinden zu schärfen.“ Nun, soweit waren wir schon einmal, wenn nicht deutlich weiter (Dem Stress auf der Spur). Und von einer Psychosozialen Gefährdungsbeurteilung im Topmanagement: keine Spur.
Zum Schluss kommen dann noch ein paar nette Worte, die nichts kosten. So wird eine Entstigmatisierung des Themas Stress im Topmanagement und eine Offenheit für Unterstützung gefordert sowie der transformationale Führungsstil und eine Wertschätzungskultur empfohlen.
Vielleicht sind die TOP-Manager gar nicht so TOP. wie es erforderlich ist.
Mal ein Beispiel aus der Musik. TOP-Sänger haben überdurchschnittliches Talent, sind gut ausgebildet, haben Freude an Ihrer Arbeit und sind den „schönen Dingen “ des Lebens zugetan.
Gleiches gilt für Pianisten, Violonisten udgl.
Bei diesen Personen gibt es keinen Stress sondern Anspannung .
Unsere sogenannten TOP-Manager sind deshalb gestresst, weil sie in der Regel nach dem Peterprinzip Ihre Inkompetenzstufe erreicht haben.
Bi den Künstlern entdeckt der Zuschauer die Inkompetenz und Pfeift fürchterlich und kauft kein Eintrittskarte mehr..
Bei unseren Managern traut sich keiner was zu sagen.
That’s the problem.