5. Juli 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Transformationale Führung bleibt wirkungslos

INSPIRATION: Das wäre in der Tat eine schöne Erkenntnis. Glaubt man einer neueren Studie, dann bringt es wenig, den Mitarbeitern ein „Sinnangebot“ zu machen und ihnen eine Vision zu vermitteln. Außer, der Sinn richtet sich auf das Gemeinwohl. 

Die Studie nennt sich „Gemeinwohl-Atlas-Studie“, dabei wählte man als Stichprobe 1.600 Menschen, die einen Chef haben. Sie mussten Fragen einmal zu sechs Kriterien transformationaler Führung beantworten, zu vier Gemeinwohlkriterien sowie zu zwei Facetten ihrer Lebenszufriedenheit.


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Das Ergebnis in Kürze: Wer transformational geführt wird, ist nur unwesentlich zufriedener als diejenigen, die weniger transformational geführt werden. Es nützt also wenig, mit einer Vision und Werten daherzukommen, das löst eher Zynismus aus. Es sei denn, die Vision hat etwas mit dem Nutzen für die Gesellschaft zu tun. Dann ist die Lebenszufriedenheit deutlich höher – allerdings auch bei jenen, die nicht sonderlich transaktional geführt werden.

Purpose

Fazit der Autoren (Sinn für das Gemeinwohl): Man sollte sich also Gedanken um einen gemeinwohlorientierten „Purpose“ machen – was offensichtlich mehr und mehr Unternehmen verstanden haben. SAP hat sich zum Ziel gesetzt, „das Leben von Menschen zu verbessern“, bei RWE heißt es „Zukunft. Sicher. Machen“. Was erst mal nicht viel bedeutet, denn so etwas zu behaupten, heißt ja noch lange nicht, sich auch daran im täglichen Verhalten zu orientieren.

Für mich ist das mit der transformationalen Führung nicht sonderlich überzeugend. Die Kriterien hierfür waren (nach Podsakoff):

  • Visionen aufzeigen
  • Vorbild sein
  • Geistige Anregung
  • Hohe Leistungserwartung
  • Gruppenziele fördern
  • individuelle Unterstützung

Wenn ich das Ergebnis richtig verstehe, dann hat das Erleben einer so gearteten Führung keinen besonderen Zusammenhang zum Erleben von Zufriedenheit. Dienen die Ziele der Organisation hingegen dem Gemeinwohl, sieht die Sache anders aus, wobei die beschriebene Art der Führung den Effekt geringfügig verstärkt. Die Kriterien für Gemeinwohl waren übrigens:

  • Moral – anständiges Verhalten
  • Zusammenhalt – gemeint ist der Zusammenhalt in der Gesellschaft
  • Lebensqualität – auch wieder gemeint im gesellschaftlichen Umfeld
  • Aufgabenerfüllung – dass ein Unternehmen gute Arbeit leistet (was hat das mit Gemeinwohl zu tun?)

Ein Aspekt fehlt in dem Beitrag: Der wirtschaftliche Erfolg. Ich vermute mal, dass weder das Erleben der Ausrichtung auf das Gemeinwohl noch von transformationaler Führung (die hier als die moderne Variante der charismatischen Führung bezeichnet wird), einen deutlich höheren finanziellen Gewinn verspricht. Beim Gemeinwohl-Atlas landeten Facebook, Deutsche Bank und BILD auf den letzten Plätzen. Soll heißen: Auch ohne Blick auf den gesellschaftlichen Nutzen lässt sich nach wie vor prächtig Geld verdienen – mit Mitarbeitern, deren Lebenszufriedenheit vermutlich keine Spitzenwerte erzielt.

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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