PRAXIS: Wie oft ärgern wir uns, wenn wir uns mit einem Text quälen und manche Sätze mehrfach lesen müssen. Das muss nicht sein, aber passiert immer wieder. Wie hier:
„Kurz nach der Wieder-Eröffnung des Gebäudes wurden wir vom Hausherrn herumgeführt, der mit sichtlichem Stolz seinen Firmensitz präsentierte. Die Gestaltung der renovierten Räume war vorbildlich, wobei vor allem die Offenheit und Weitläufigkeit von den Besuchern begeistert gelobt wurden.“
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Natürlich würde ich so nie schreiben. Wirklich nicht? Dann schauen wir uns mal die sechs Regeln an, gegen die hier verstoßen wurde.
- Ein Gedanke, ein Satz. Das klingt sehr einfach, aber wir tun uns schwer damit. Dann würde der Text so lauten: „Kurz nach der Wieder-Eröffnung des Gebäudes wurden wir vom Hausherrn herumgeführt. Er präsentierte seinen Firmensitz mit sichtlichem Stolz. Die Gestaltung der renovierten Räume war vorbildlich. Vor allem die Offenheit und Weitläufigkeit wurde von den Besuchern begeistert gelobt.“
Natürlich darf man auch Sätze miteinander verbinden, vor allem dann, wenn die Gedanken zusammengehören. Im Zweifelsfall aber lieber in einem Satz nur einen Gedanken unterbringen. - Aktiv statt Passiv. Das haben wir schon in der Schule gelernt. Passiv-Sätze nur dann verwenden, wenn sie sich nicht vermeiden lassen:
„… Kurz nach der Wieder-Eröffnung des Gebäudes führte uns der Hausherr herum.… Die Besucher lobten die Offenheit und Weitläufigkeit…„ - Subjekt nach vorne. Das liest sich so: „Der Hausherr führte uns kurz nach der Wieder-Eröffnung herum…„
- Verb anstelle des Substantivs. Wir verwenden oft Substantivierungen wie „Bearbeitung, Vollendung, Einführung, Beratung, Gestaltung…“ Dahinter stecken die Verben „bearbeiten, vollenden, einführen, beraten“.
Auf unser Beispiel angewendet: „Die renovierten Räume waren vorbildlich gestaltet…„ - Adjektiv statt Substantiv. So wie wir Verben zum Substantiv machen, so gehen wir oft auch mit Adjektiven um: „Sauberkeit, Offenheit, Einfachheit, Geschlossenheit…“ statt „sauber, offen, einfach, geschlossen…“
„Die Besucher lobten, wie weitläufig und offen die Räume waren.„ - Mit Adjektiv und Adverb geizen. Tatsächlich tendieren wir dazu, unsere Texte mit Adjektiven und Adverbien aufzumöbeln, obwohl es oft nicht nötig ist.
„… mit Stolz …“ statt „mit sichtlichem Stolz“ … „…gelobt…“ statt „begeistert gelobt…„
Natürlich gilt: Keine Regel ohne Ausnahme – aber es würde helfen, sich hin und wieder die eigenen Texte vorzuknöpfen und sie hinsichtlich dieser Regeln zu opimieren.
Quelle: Werner Lauff: Perfekt schreiben, reden, moderieren, präsentieren. Schäffer Poeschel 2016, S.22-33