PRAXIS: Menschen, die bei jedem Meeting das Wort an sich reißen und wenn sie es dann mal haben, nicht mehr loslassen – das kann den Rest der Teilnehmer extrem frustrieren. Wenn der Redeanteil der anderen rapide abnimmt, ist das ein Alarmsignal. Aber wie stoppt man die „Talkaholics“? Mitarbeiter, die ihre Gedanken erst beim Reden entwickeln und dann einfach fließen lassen?
Das Problem: Wenn Sie Menschen wegen ihrer Sprachgewohnheiten kritisieren, werden sie empfindlich reagieren: „Kritik daran wird als nahezu intim wahrgenommen.“ (Mit der Kraft des klickenden Kulis). Hier, so der Tenor, ist die Führungskraft gefragt. Klar, weil in der Regel die Führungskraft die Besprechungen leitet. Dummerweise aber sind Führungskräfte nicht immer diejenigen, die Konflikte und Auseinandersetzungen mögen. Wohl dem, der in Sachen Moderation und Kommunikation geschult ist.
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Geraten wird erst einmal zu einem Gespräch unter vier Augen. Dabei, so die Empfehlung der Experten, sollte nicht das Redeverhalten des Mitarbeiters, sondern die fehlende Produktivität des Meetings Thema sein – die durch das Redeverhalten bedingt ist. Stelle ich mir schwierig vor: „In unseren Meetings kommen wir nicht so recht voran, wir sollten etwas an unserer Meetingkultur tun.“ Als konkrete Maßnahme werden hier kleine Zeichen genannt, z.B. das Doppelklicken eines Kugelschreibers. So wahrt der Betroffene sein Gesicht. Echt jetzt?
Ich denke natürlich auch, dass ein persönliches Gespräch hilfreich ist. Aber dass doch das Redeverhalten selbst zum Thema gemacht werden muss. Klare Ansprache: „In unseren Besprechungen nehmen Ihre Beiträge einen breiten Raum ein. Beim letzten Mal haben Sie ausführlich über … gesprochen. Dadurch bleibt wenig Platz für die Äußerungen anderer. Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Meinungen aller gehört werden, ich möchte aber nur ungern Menschen unterbrechen.“ Und dann den Betroffenen bitten, sich an Lösungsideen zu beteiligen.
Klare Agenda
Immer ein guter Tipp: Es sollte von vorn herein auf die Einhaltung bestimmter Regeln geachtet werden. Wenn man z.B. einführt, dass eine Diskussion stets einer bestimmten Reihenfolge unterliegt. Als da wäre: Erst Vorstellung des Themas oder des Sachverhalts, dann Klärungsfragen, dann reihum Meinungen äußern, dann Fazit ziehen und entscheiden. So ist für alle klar, dass jeder an die Reihe kommt und der Vielredner eben nur eine einzige Gelegenheit zur Darstellung hat. Außerdem hilft es ungemein, wenn man hin und wieder die Diskussionskultur zum Thema macht und auch hier um Meinungen bittet, was gut ist und was weniger gut. Bekannte Hinweise, die leider in der Praxis kaum eine Rolle spielen.
Ein anderer Tipp: „Warmreden.“ Zu Beginn eines Meetings Zweiergruppen bilden, die sich austauschen. Dann könnte der Rededrang schon ein wenig befriedigt sein. Finde ich jetzt auch nicht so prickelnd, wird eher seltsam erscheinen. Aber eine Alternative stellen „Murmelgruppen“ dar: Nach der Darstellung eines Themas erst ein Austausch in Zweiergruppen, dann die Diskussion. Oder auch wirklich hilfreich: Bevor man diskutiert, werden alle gebeten, ihre Punkte stichwortartig zu notieren, dann ist die Gefahr geringer, dass allzu sehr gesprungen wird. Gefahr dabei: Vieles wird wiederholt, weil man ja alles, was auf dem Zettel steht, loswerden will. Hier nutzt der Hinweis, dass man sich gerne auch auf die Vorredner beziehen darf.
Und wenn all das nicht hilft, gibt es noch den einen oder anderen Moderationskniff: Sich körperlich bemerkbar machen, die Hände heben, unterbrechen mit konkreten Fragen: „Habe ich das richtig verstanden: Ihnen geht es vor allem darum, dass …?“. Oder Ja/Nein-Fragen stellen. Das sind eher Dinge, die ein Moderator nutzt, der nicht regelmäßig mit einer Gruppe zu tun hat. Ansonsten siehe oben: Persönliches Gespräch führen.