WEBTALK: Dank Corona haben viele Menschen Erfahrungen mit dem Home-Office gemacht. Was vorher kaum denkbar war, wurde von heute auf morgen Realität. Und funktioniert erstaunlich gut. Was passiert wohl bei der Rückkehr an den angestammten Arbeitsplatz? Welche Folgen hat das für die hierarchischen Kulturen in den Unternehmen?
Der Berater Peter Wyss hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Hierarchiefrei ist besser„. Darin belegt er einerseits an Hand vieler Beispiele die Nebenwirkungen hierarchischer Strukturen und Muster, setzt sich mit den vielfältigen Begründungen für diese angeblich unverzichtbare Form der Zusammenarbeit auseinander und zeigt andererseits auf, wie Organisationen funktionieren können, die auf die klassische Hierarchie verzichten.
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Mir hat die Lektüre große Freude gemacht. Der Grundgedanke ist mir sehr vertraut: Menschen verlassen irgendwann ihr Elternhaus, lösen sich von den engen Vorgaben und Bevormundungen der Eltern und Lehrer und organisieren ihr Leben eigenständig und selbstbestimmt. Dann treten sie in ein Unternehmen ein und erfahren – nach wie vor in der Mehrzahl der Fälle – wieder, dass sie andere, diesmal Chefs und Vorgesetzte, für viele Dinge um Erlaubnis bitten müssen. Mit den bekannten Folgen für die Motivation und das Engagement vieler Beschäftigten.
Geht es ganz ohne Führungskräfte?
In Führungstrainings wird den Teilnehmern vermittelt, diese Macht zur Anweisung nicht zu nutzen, sondern ihre Mitarbeiter zu „empowern“. Die Schlagworte sind bekannt, angefangen von der Delegation über das Führen mit Zielen bis hin zur „dienenden Führung“ oder der „Führungskraft als Coach“. Wobei allerdings stets klar ist: Im Zweifelsfall entscheidet doch der Chef, und es liegt an ihm, wie viel Mitsprache und Beteiligung er zulässt.
Aber geht es tatsächlich ganz ohne Führungskräfte? Also sollte man nicht nur die Rolle neu definieren, sondern ganz auf sie verzichten? Und ist das realistisch? Peter Wyss hat das Bild des Zoos für die „herkömmlichen“ Organisationen gewählt. Hier haben die „Bewohner“ durchaus Freiheiten, aber diese enden an den Zäunen und Gittern. Und wenn man bei diesem Bild bleibt, dann könnte es in der Tat spannend werden, wenn Menschen aus dem Homeoffice zurückkehren in den „Zoo“. Vergleichbar mit der Rückkehr von einem Ausflug in die Freiheit in die gewohnte Umgebung, deren Gehege plötzlich zu klein geworden sein könnten.
Nur wie sehen die Alternativen aus? Darüber habe ich mich am Dienstag, den 11.05.2021 mit Peter Wyss unterhalten.