11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Beim Hunderennen

INSPIRATION: Narzisstische Führungskräfte? Immer mal wieder hört man davon. Nur die markanten Einzelfälle bleiben in Erinnerung (Trump?). Man konnte den Eindruck gewinnen, zum Thema ist schon alles gesagt. Bis nun diese eine Studie vorgelegt wurde. Und sie zeigt: Narzissmus ist ein flächendeckendes Problem in Unternehmen, das unser aller Aufmerksamkeit verdient. Im Interview erläutern die Forscher Marcus Heidbrink und Florian Feltes, warum sie eine neue Studie aufgesetzt haben (Next Narzissmus). Zum einen war es die Unzufriedenheit mit der bislang vorliegenden Forschungslage und den kleinen Stichproben. Zum anderen die Vermutung, dass Narzissmus Diversity behindert.

Die Studie der beiden Forscher umfasst eine bis dato noch nicht gesehene Stichprobe von 10.000 Teilnehmern (Microzensus). Sie offenbart, Narzissmus ist ein männliches Problem: „Männer weisen in allen Altersgruppen durchschnittlich signifikant höhere Narzissmuswerte auf als Frauen. Und jüngere Erwachsene sind im Schnitt narzisstischer als ältere.“ Zudem steigen die Mittelwerte quasi linear mit der Hierarchiestufe an. In Toppositionen gibt es so gut wie keine Männer mit niedrigen Narzissmuswerten. „Henne oder Ei„?


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Die perfekte Falle

Die beiden Forscher beschreiben eine perfekte Falle: Narzissten investieren sehr viel in ihre Karriere. Da sie sich überschätzen und ein idealisiertes Selbstbild haben, tun sie eben viel dafür, damit andere ihnen glauben und sie bewundern. Und sie zahlen einen hohen Preis dafür. Diesen exzessiven Einsatz, die Dominanz und Extraversion wiederum findet die Wirtschaft attraktiv und belohnt daher die Narzissten. Die sich dann gerne verheizen lassen und den Druck zusätzlich in alle Richtungen, am liebsten nach unten, weitergeben. Was auch dort erheblichen Schaden verursacht und etliche Mitarbeiter in die Kündigung treibt. Deshalb bevorzugen Narzissten bei der Rekrutierung und Beförderung auch ihnen ähnliche Personen: Schmidt sucht Schmidtchen. Somit behindert Narzissmus die Diversität auf den Führungsebenen.

Überrascht haben die Forscher allerdings die hohen Narzissmuswerte bei den Jüngeren. Sie machen Sozialisierungseffekte dafür verantwortlich: Selbstoptimierung und Individualisierung seien die seit Jahrzehnten wirksamen Treiber. Hinzu kommen dann soziale Vergleiche – und das weltweit, vermittelt über Social Media. Sogenannte New-Work-Umgebungen sind für die jungen Narzissten übrigens das perfekte Biotop. Weil sich dort – falsch verstanden – oft ein Machtvakuum ergibt, können sie sich besonders gut ausbreiten. Dagegen helfen nur eine klare Rahmengebung und Feedback – vor allem von unten nach oben. Und Vorbilder in den Top- und Aussichtsgremien.

Die Ergebnisse machen nachdenklich und traurig. Sie verdeutlichen allerdings auch den ungesunden Mechanismus. Das ungesunde Hunderennen und seine Kollateralschäden.

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