27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Buzzwords und ähnliche Konzepte

INSPIRATION: Das ist mal eine Herausforderung. Ein Wissenschaftler verschickt an namhafte Beratungsgesellschaften den fiktiven Fall eines deutschen Automobilzulieferers, der dringend Veränderungen braucht, und lässt sich Konzepte zuschicken. Tatsächlich reagieren fünf mehr oder weniger bekannte Beratungsfirmen und schicken ihr Konzept und Angebot. Nicht mitgemacht haben die ganz Großen: Deloitte, Kienbaum, KPM, McKinsey oder PWC. Entweder zu beschäftigt oder man lässt sich ungern in die Karten schauen (Welcher Berater passt zu uns?)

Das beschriebene Problem war natürlich komplex, und kritisieren daran lässt sich, dass mit überschaubaren Informationen auch das Beratungsangebot nicht sonderlich konkret sein kann. Andererseits: So ähnlich dürfte das in der Praxis mitunter durchaus ablaufen. Zuerst bekommt man einen groben Überblick, dann muss man sagen, wie man vorgehen und wie groß der Aufwand sein würde. Wobei die Großen vermutlich erst gar nicht in einem solchen „Pitch“ antreten müssen, oder?


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Der Vergleich der Angebote bietet interessante Erkenntnisse. Alle Anbieter gehen mit einem fertigen Modell an die Fragestellung, „bei näherer Betrachtung liegen diesen aber verwandte Ideen, Konzepte und Prozessschritte zugrunde.“ (Transformationskonzepte auf dem Prüfstand). Was den Autor überrascht, war die durchgängig unklare Rolle von HR, aber auch die Tatsache, dass der Betriebsrat so gut wie gar nicht erwähnt wird in all den Vorschlägen.

Und noch etwas zeichnet die Angebote mehr oder weniger aus: Der „Berater-Sprech“. Es wird offenbar mit Begriffen hantiert, die es dem Wissenschaftler schwermachen, „die Substanz der Ideen zu bewerten.“ Ich habe mal wahllos einen Ausschnitt aus den Texten herausgepickt: „Wir verfolgen einen partizipativen, dialogorientierten Transformations- und Kommunikationsansatz. Am Anfang steht die Erstellung der Change-Story mit den relevanten Stakeholdern und das Alignment mit der Unternehmensleitung. Dann erfolgt das Design von kontinuierlichen und übergreifenden Dialogformaten wie dem Strategiedialog und Enabling-Aktivitäten…“ Oder das hier: „Das neue Zukunftsbild wird im Rahmen der Strategieentwicklung im Design Sprint näher bestimmt.“ Ich fürchte, wir sind diese Sprache schon so sehr gewohnt, dass wir uns gar nicht mehr darüber wundern, oder?

Tipp des Autors: Man sollte die Texte eines Anbieters einmal einem Freund vorlegen, der nichts mit Wirtschaft, HR oder Beratung zu tun hat und schauen, ob er versteht, was die Vorschläge konkret bedeuten. Wäre vermutlich ein frustrierendes Erlebnis.

Auch beeindruckend: Die Spannweite in Sachen Aufwand ist erheblich: Von 45 bis 65 Beratertagen und einer Projektdauer von 30 Wochen bis hin zu einem vier Jahre dauernden Projekt. Spitzenwert bei den Beratertagen waren 780+. Dass dabei Kosten in Millionenhöhe anfallen, verwundert sicher nicht.

Der Beitrag im Personalmagazin klingt erfreulich pragmatisch und wohltuend objektiv, obwohl der Autor betont, dass seine Einschätzung subjektiv ist und das auch nicht anders möglich ist. Die eingereichten Beratungsansätze und -konzepte sind anschließend auf jeweils zwei Seiten dargestellt – ich gestehe, dass ich nur hier und dort hineingelesen habe, aber wer sich dafür interessiert, was größere Anbieter auf dem Markt so veranstalten, wird hier sicherlich viel Freude haben.

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