11. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

CEO-to-Worker pay ratio

KRITIK: Vorsicht, Fangfrage. Natürlich gibt es hier keine konkrete Empfehlung. Schon Drucker soll davor gewarnt haben, mehr als das 20-Fache anzusetzen, weil dies die Moral zerstören könnte. Tatsächlich deuten Experimente darauf hin, dass Mitarbeiter und auch Kunden sich bei zu großen Differenzen abwenden könnten (Benedetti / Chen).

Man hat Probanden Unternehmensstorys vorgelegt, wobei diese sich nur in dieser einen Frage unterschieden – einmal verdiente der CEO 25 mal so viel wie ein durchschnittlicher Arbeiter, bei der anderen Geschichte 350 mal. Die Ergebnisse waren eindeutig, und zwar in beiden Fällen, also wenn sich die Teilnehmer in Mitarbeiter oder Kunden hineinversetzten: Sie zeigten weniger Interesse an einem Job als auch an den Produkten.

Das scheint die Aufsichtsräte, die für die CEO-Gehälter zuständig sind, nicht weiter zu stören. Post-Chef Appel verdient 232-Fache, in den USA liegen die CEOs der S&P 500 Unternehmen beim 347-Fachen.

Nun braucht es doch eigentlich keine Studien um sich auszumalen, wie Mitarbeiter in Krisensituationen reagieren werden, oder? „Sollen die da oben doch den Karren aus dem Dreck ziehen, die kriegen doch 200 mal so viel wie wir, da sollen sie sich mal was einfallen lassen!“

In dem Beitrag der Wirtschaftswoche (Geschäftsrisiko Gier) werden Experten zitiert, die Transparenz als Lösungsweg vorschlagen. „Wenn Firmen ihre Pay Ratio veröffentlichen müssten, könnten Kunden sie für unfaire Löhne abstrafen.“ Andere sind auch für Transparenz, allerdings gar nicht mal bezüglich der Höhe des konkreten CEO-Gehalts, sondern bezüglich der Regeln. Es müsste immer klar sein, wer wofür wie viel Geld erhält. Wenn die Regeln bekannt und verstanden seien, dann wüsste jeder, woran er ist.

Schöne Idee, aber leider völlig unrealistisch. Es gibt keine klaren Gehaltsregeln. Gehalt war und ist immer eine Verhandlungssache, und dabei spielen viele Faktoren, u.a. auch die Marktsituation eine Rolle. Bleibt also nur die Transparenz bezogen auf das konkrete Gehalt, wobei das ja offenbar in vielen Fällen schon bekannt ist – wo kommen sonst diese Zahlen her? 

Wie wäre es mit folgendem Vorschlag: In einer Mitarbeiterbefragung wird ermittelt. wie viel der Vorstand pro Jahr erhalten soll – das wäre doch mal eine sinnvolle Anwendung des Instrumentes der Mitarbeiterbefragung. Warum denn nur die Meinung eines Aufsichtsrates einholen? Jaja, ich weiß, ziemlich unrealistisch.

Noch ein interessanter Hinweis: Die Gefahr der Demotivation durch exorbitant hohe Chef-Gehälter ist in Unternehmen, in denen der Eigentümer die Geschäfte führt, deutlich geringer. Weil er mit seinem persönlichen Vermögen haftet, wird ihm das Gehalt durchaus gegönnt. Und ich vermute mal, dass es dort auch kaum das 340 Fache beträgt.

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