9. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Digitale Kompetenz-Nachweise

KRITIK: Wer sich weiterbildet, der möchte nach erfolgreichem Absolvieren eines Kurses ein entsprechendes Zertifikat in den Händen halten. Wie aber wird das in der glorreichen Zukunft der Online- und Blended-Learning-Welt aussehen? Angeblich können dort auch informelle Lernleistungen bescheinigt werden.

Ich gebe zu, das ich schon lange Zeugnissen, Zertifizierungen und Auszeichnungen sehr skeptisch gegenüber stehe. Was soll das schon heißen, wenn jemand einen Kurs in diesem oder jenem absolviert hat? Sicherlich, es gibt natürlich hoch anerkannte Diplome und Abschlüsse, die über jeden Zweifel erhaben sind. Aber inzwischen werden derartig viele Fortbildungsformate angeboten, dass kaum noch jemand einschätzen kann, welches Dokument welchen Wert hat.


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Und nun soll es sogar möglich sein, neben diesen „Ausbildungsnachweisen“ auch zu dokumentieren, welche Kompetenz man tatsächlich erworben hat? So zumindest behaupten das die Betreiber von Weiterbildungsakademien (Akademien als Entwicklungshelfer). Das sieht wohl so aus: Ich besuche einen (Online-)Kurs, absolviere dabei alle möglichen Übungen und Prüfungen, und jeder Lern(fort)schritt wird aufgezeichnet und digital konserviert.

Ein Badge

Am Ende erstellt der Anbieter der Maßnahme einen „digitalen Kompetenznachweis.“ Diesen kann der Teilnehmer dann in sozialen Medien hochladen, und wenn ihn dann dort ein potenzieller Arbeitgeber oder Auftraggeber aufspürt und auf diesen Open Badge klickt, dann wird ihm angezeigt, „welche Inhalte sich der Inhaber des Badges angeeignet hat und wie er das getan hat.“

Er kann dann zum Beispiel sehen, ob er bestimmte Übungen im Team absolviert hat, welche Inhalte er bearbeitet hat, ob er an einem Projekt beteiligt war und zu welcher Fragestellung. Das kann man noch fortspinnen: Wer sich im Unternehmen bei bestimmten Fragestellungen hervorgetan und spezielle Aufgaben erfolgreich gelöst hat, der bekommt auch die dabei erworbenen Kompetenzen per Badge zur bescheinigt. „Es gilt, Nachweise auf der ganz individuellen Ebene zu produzieren.“

Was jemand tatsächlich kann

Ich vermag die Konsequenzen dieser „Vision“ noch nicht zu überblicken. Was mir gefällt: Hier scheint es weniger um Beurteilungen anderer zu gehen, so wie das bei Prüfungen oder Bewertungen durch Führungskräfte der Fall ist. Die Idee scheint zu sein, dass in irgendeiner Form festgehalten wird, was jemand tatsächlich kann oder welche Aufgaben er erfolgreich bewältigt hat.

Bei typischen Testaufgaben mag das einfach sein. Und auch bei technischen Kompetenzen wie der Bewältigung bestimmter Programmieraufgaben in der IT kann ich mir das vorstellen. Aber wie wird wohl festgehalten, welchen Beitrag jemand in einem Projektteam geleistet hat? Etwa die Zahl der Kommentare, die er im Rahmen der Projektarbeit den Kollegen mit auf den Weg gegeben hat, ob sie nun hilfreich waren oder nicht? Und wie schaut das bei sozialen Kompetenzen aus? Doch wieder, indem die Likes gezählt werden, die er von anderen erhalten hat?

All das werden wir sicher noch herausfinden …

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