PRAXIS: Es gibt sicherlich in vielen Coachings den Moment, in denen der Coachee kraftlos, mutlos, ja sogar verzweifelt wirkt, wo ihm praktisch „der Boden unter den Füßen“ weggezogen erscheint. Ziel der folgenden Übung ist es, ihm in diesen Momenten Unterstützung zu bieten, um wieder handlungsfähig zu werden. Es geht praktisch darum, die „Lebens-Balance für den Moment schnell und wirksam wieder herzustellen“ (Fundamente).
Die Idee dabei: Der Coachee kommt aus dem Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertsein, der Unsicherheit wieder in Kontakt zu seinen eigenen Stärken und Fähigkeiten. Dazu spricht der Coach im ersten Schritt seinen Eindruck an, nämlich dass er den Coachee im Moment als jemanden erlebt, der sich gerade nicht sicher genug fühlt, neue Schritte zu gehen, am ursprünglichen Thema weiter zu arbeiten. Und er bietet ihm an, mit ihm zusammen die persönlichen Fundamente zu identifizieren.
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Der Ablauf ist sodann wie folgt: Der Coach bittet darum, sich an Erfahrungen zu erinnern, an Erfolge, Beziehungen, Hobbys, Tätigkeiten, die ihm gute Gefühle bereitet haben. Diese schreibt der Coachee selbst ans Flipchart oder der Coach unterstützt, indem er sie in Stichworten notiert. Durch Nachfragen („Was fällt Ihnen noch ein?“) hilft er ihm, tiefer zu graben, dabei vermittelt er den Eindruck der unerschütterlichen Gewissheit, dass es diese Dinge gibt und es sinnvoll ist, sich an sie zu erinnern.
Hilfreich ist dabei auch, verschiedene Ebenen anzusprechen, z.B. in dieser Form: Vergangenheit (Erfolge, Erinnerungen an schöne Momente, überwundene Schwierigkeiten, Reisen etc.), Gegenwart (nahestehende Menschen, Beziehungen, Familie, Freunde, Vorbilder, Lebenssituation wie Haus, Heimat, eigene Fähigkeiten usw.) und Zukunft (Anstehende Veränderungen, bestimmte Ziele, schon angedachte Lösungen für bekannte Probleme).
Wenn alle Fundamente visualisiert sind, betont der Coach den bereits erzielten Fortschritt und bittet den Coachee, aufzustehen (geht auch beim Online-Coaching) und durch den Raum zu gehen. Dabei soll er sich vorstellen, dass er mit jedem Schritt einen Balken, einen Stein oder welche Art von Fundament auch immer betritt, das ihn trägt. Er soll sich dabei diese tragenden Elemente möglichst anschaulich und bildhaft vorstellen, ihnen Formen, Farben und eine Oberfläche geben, die er bei jedem Schritt spürt. Er baut sie außerdem in einer bestimmten Ordnung vor sich auf, wie es ihm am besten gefällt, als Reihe, als Kreis, als Viereck. Und die einzelnen Fundamente erhalten konkrete Namen, ein bisschen so wie beim Inneren Team.
Der Coach erinnert ihn daran, auf jedem Fundament die körperliche Wirkung zu spüren, zu empfinden, welche Kraft es ihm gibt, wie es ihn zuverlässig stützt und hält und unzertrennlich mit ihm verbunden ist. Eine mögliche Variante ist, auch gemeinsam den Raum zu verlassen und an einen „Ort zu gehen, der die Möglichkeit bietet, die tragenden Bilder zu verstärken„.
(aus: Ralf Gasche: Fundamente. Coaching Magazin 04/2022, S.36-39)