27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Keine Inspiration mehr

KRITIK: Ich habe nicht gezählt. Aber es kommt mir so vor, als häuften sich die Beiträge über die „Sinnfrage“. Weniger bezogen auf den Unternehmenssinn als darauf, was jeder einzelne von uns aus seinem Leben macht. Natürlich findet sich dann immer eine Reihe von Beispielen, in denen Menschen den Ausstieg aus einem attraktiven Beruf gewagt haben. Ob da ein Muster sichtbar wird?

Auch das ist nur ein Eindruck und nicht untersucht – zumindest nicht von mir. In der Wirtschaftswoche (Geld oder Leben) finden sich zunächst auch die üblichen Feststellungen: Nur 15% der deutschen Arbeitnehmer sind sicher, im richtigen Beruf zu arbeiten. Drei Viertel machen Dienst nach Vorschrift, „fünf Millionen Deutsche sehnen sich nach einer Alternative zu ihrem Berufsalltag.“ Es fehlt an Inspiration. Die Zahlen stammen von Gallup, da bin ich immer etwas skeptisch, ob das Fazit, das hier gezogen wird, so wirklich zulässig ist.

Aber egal: Dass viele durchaus gerne mal was anderes machen möchten, dass etliche Berufe nicht wirkliche Freude auslösen, dass ein Großteil auch erschöpft und gestresst ist und dass die Überlegungen für einen Neuanfang vor allem Menschen in der Mitte ihres Berufslebens (zwischen 35 und 45) besonders stark heimsuchen, glaube ich auch ohne Umfragewerte.

So einige Hürden

Aber um wirklich umzusatteln, müssen so einige Hürden überwunden werden. Eine ganz große ist die (vermeintliche) finanzielle Sicherheit. Da können die Coachs und Trainer noch so oft behaupten, dass kein Job wirklich sicher ist. Wenn man in ein ganz anderes Fach wechselt, dann darf man getrost davon ausgehen, dass die Einnahmen zumindest für eine ganze Weile deutlich geringer ausfallen.

Die Beispiele in der Wirtschaftswoche sehen so aus: Eine Investment-Bankerin arbeitet heute als DJ, jobbte zwischendurch aber auch eine Zeitlang als Verkäuferin, um sich über Wasser zu halten. Eine Eventmanagerin sattelte um auf Sexualtherapeutin, ein Ingenieur wird Ernährungsberater, eine Versicherungskauffrau Erzieherin. Für sie alle stand eine Frage im Mittelpunkt: Will man Geld und/oder Status gegen ein erfülltes Leben tauschen?

Ob das neue Leben einen dann wirklich erfüllt, weiß man im Voraus nicht. Also wird hier empfohlen, vielleicht erst mal in Teilzeit zu gehen und den neuen Weg auszuprobieren. So viel zu den Tipps. Und das Muster?

Die Quintessenz

Mir scheint, dass auffallend viele von den Menschen, die uns präsentiert werden, in dem neuen Beruf eine Beratungstätigkeit aufnehmen. Oder viel stärker als zuvor soziale Aufgaben übernehmen. Das ist auch hier der Fall. Lässt das den Schluss zu, dass Menschen vor allem irgendwann die Nase voll haben von dem Gemessen werden an den Zahlen, am Verkaufserfolg, am Wachstum usw.? Oder heißt das, dass vor allem Menschen, die einmal eine falsche Berufsentscheidung getroffen haben und eigentlich ganz andere Dinge (eben soziale Aufgaben) schätzen, diesen Wechsel wagen? Oder aber bedeutet es, dass es viel einfacher ist, aus einer Karriereposition in einen sozialen Beruf zu wechseln als umgekehrt?

Mich würden Studien zu dem Thema mal sehr interessieren …

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