11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Kontinuierlich verbessern

REZENSION: Esther Derby / Diana Larsen – Agile Retrospektiven. Übungen und Praktiken, die die Motivation und Produktivität von Teams deutlich steigern. Vahlen 2018.

Software-Teams arbeiten heutzutage in Schleifen – man legt gemeinsam fest, was in den nächsten Wochen erreicht werden soll und wer welche Aufgabe übernimmt. Retrospektiven helfen ihnen, nicht nur fachliche Dinge anzusprechen und zu optimieren, sondern auch „weiche“ Themen zu bearbeiten und so stetig besser zu werden. Das Buch stellt die Methodik vor.


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Das Konzept ist einfach. Retrospektiven folgen einer festen Struktur, die so aussieht:

  1. Den Rahmen schaffen
  2. Daten sammeln
  3. Erkenntnisse gewinnen
  4. Entscheidungen treffen
  5. Abschließen

Beim Rahmen schaffen geht es darum, erst einmal jedes Mitglied zum Sprechen zu bringen, z.B. mit einer Einstiegsfrage, die mit einem oder zwei Worten zu beantworten ist. Das Ziel ist, alle zu aktivieren. Danach geht es um die Spielregeln, in dem Buch „Arbeitsvereinbarungen“ genannt. Beim ersten Mal dauert dieser Punkt länger, wenn die Gruppe noch keine solche Vereinbarungen abgeschlossen hat. Typische Vereinbarungen können sein „Handys werden während des Treffens stumm geschaltet.“

Daten sammeln irritiert erst einmal, was aber mehr mit dem Hintergrund der Autorinnen zu tun hat. Sie sind Amerikanerinnen, vielleicht liegt das eine oder andere Befremdliche auch an der Übersetzung. Wir würden eher von „Informationen sammeln“ sprechen, aber vielleicht ist der Begriff „Daten“ zur Abwechslung ganz hilfreich, weil er etwas „wissenschaftlicher“ klingt. Letztlich sind hier nicht nur Dinge wie: „Welche Fehler enthält der Code?“ gemeint, sondern auch „Charly ist im Planungsmeeting durchgedreht.“ Es geht darum, alle auf den gleichen Informationsstand zu bringen.

Erkenntnisse gewinnen bedeutet, das Problem zu analysieren und Lösungen zu entwickeln. Warum ist etwas so, wie es ist? Wann treten die Fehler auf? Warum ist jemand durchgedreht?“ Die Idee dahinter: Kennt man die Ursache, findet sich auch eine Lösung. Dann wird entschieden, was bis zum nächsten Mal umgesetzt wird. Und der Abschluss ist nichts anderes als die Retrospektive der Retrospektive.

Vorbereitung

Im 2. Kapitel erhält der Moderator alle möglichen Hinweise, wie er sich auf eine solche Sitzung vorbereitet – für erfahrene Moderatoren Alltag. All das klingt wiederum sehr amerikanisch, mehr nach einer Checkliste, die abgearbeitet wird. Am Ende steht eine Agenda, ein detaillierter Ablaufplan für den Moderator.

Kapitel 3 geht auf besondere Situationen und Herausforderungen für den Moderator ein, bis hin zu: „Was tue ich, wenn jemand in Tränen ausbricht?“ (Taschentücher anbieten …)

Der Hauptteil des Buches machen dann die Moderationsmethoden aus. Für jeden Schritt werden einige Vorgehensweisen beschrieben, und zwar nach der Struktur „Ziel, Dauer, Beschreibung, Schritte, Material und Beispiele“. Darunter befinden sich viele Klassiker wie Timeline, Punktabfragen, Skalierungsfragen, fünf Warums, Fischgrätendiagramm usw. Die Übersetzerin hat ihnen die englischen Titel gelassen, was mitunter vewirrt.

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit „Release Retrospektiven“, das sind ein- oder mehrtägige Workshops, bei denen auf einen längeren Zyklus zurückgeblickt wird.

Es ist etwas arg dick aufgetragen, wenn die Autorinnen auf dem Buchrücken als „führende Moderatoren der Sortwarebranche“ bezeichnet werden oder gar als zu den „weltweit führenden Experten für Retrospektiven“. Lessons Learned Workshops sind keine Erfindung der Software Branche. Allerdings die Konsequenz und Regelmäßigkeit, mit der solche Treffen (hoffentlich) durchgeführt werden, ist neu und sehr zu begrüßen.

Beiträge in der Ideenfabrik:

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