26. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

T-Canvas

PRAXIS: Es scheint, als hätten wir es immer mehr mit widersprüchlichen Herausforderungen zu tun. Das hält unser Gehirn nur schwer aus, wir hätten es lieber, wenn es so etwas wie richtig und falsch gäbe. Eine Möglichkeit, den Umgang mit Widersprüchen zu erleichtern, ist eine Gruppenübung mit dem T-Canvas.

Es ist ja in der Tat so: Wann immer wir glauben, der eine Weg könnte der richtige sein, findet sich mindestens eine Alternative, die ebenso funktionieren könnte. Und selbst wenn eine Lösung noch so offensichtlich ist, gibt es Menschen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass das Gegenteil notwendig ist – Corona lässt grüßen.


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Wie wäre es, wenn man also aus der Not eine Tugend macht und sich aktiv mit Annahmen auseinandersetzt, die den bekannten und scheinbar sicheren entgegengesetzt sind? Das ist das Grundprinzip des T-Canvas (Anleitung zum Widerspruch), ein einfaches Tool für mittlere und große Gruppen. Wobei das T nur für die optische Darstellung steht. Nämlich mit „der minimalen Anzahl von Strichen das Widersprüchliche und gleichzeitig das Verbindende“ darzustellen.

Aus der Not eine Tugend machen

Anlässe zum Einsatz der Methode können der Auftakt einer Strategieklausur sein, ein Workshop im Rahmen von Veränderungsprozessen, Teamentwicklungsmaßnahmen, die Neuausrichtung einer Organisationseinheit u.ä. Die ideale Gruppengröße ist 12 bis 18 Teilnehmer, aber auch in Großgruppenformaten funktioniert das Tool.

T-Canvas

Die Gesamtgruppe wird in mindestens drei Kleingruppen zu vier bis maximal 10 Personen aufgeteilt. Jede Gruppe bekommt ein Plakat in der Größe eines Flipchartblattes mit dem T-Canvas im Querformat, bei dem rechts ein großes T aufgezeichnet ist. Darüber ist freier Platz und links bleibt Raum für die Grundannahmen.

Das Vorgehen

1. Schritt: Nach einem inspirierenden Input über das Problem der Widersprüchlichkeiten in der (Wirtschafts-)Welt und dass darin auch die Chance liegt, Dinge von mehreren Seiten zu betrachten, geht es los mit den Grundannahmen. Die Leitfrage lautet: „Worin sind wir uns (im Zusammenhang mit dem Thema des Workshops) ganz sicher?“ – „Was wissen wir genau?“. In jeder Gruppe denkt dabei jedes Mitglied hierüber maximal fünf Minuten nach und notiert seine Antworten. Dann tauschen sich die Teilnehmer aus (maximal 30 Minuten). Sie formulieren drei bis fünf Annahmen und schreiben sie neben das große T. Also z.B. „Unsere Kunden legen großen Wert auf … – Unsere Organisation ist für Selbstorganisation noch nicht bereit … – Design spielt in unserer Branche keine Rolle …“.

Dann wechseln die Mitglieder der Kleingruppen die Plätze. Bis auf einen Teilnehmer, der zurückbleibt und den Neuankömmlingen das bisher Erarbeitete kurz erläutert (kennt man vom World Café).

2. Schritt: Die neuen Gruppen wählen aus den Grundannahmen diejenige aus, die sie im Zusammenhang mit dem Thema für besonders relevant halten und schreiben diese unter den linken „Ast“ des großen T’s. Dann formuliert sie hierzu die entsprechende Gegenposition: „Unsere Kunden legen überhaupt keinen Wert auf … – Unsere Organisation ist bestens gerüstet für Selbstorganisation … – Design spielt in unserer Branche eine besonders große Rolle …“ und schreiben sie unter den rechten „Ast“.

Anschließend betrachten die Mitglieder das Gegensatzpaar und lassen es auf sich wirken. Ohne zu werten, lassen sie ihren Gedanken freien Lauf. Die grafische Form lässt in der Regel verbindende Gedanken aufkommen, die irgendwo auf den T-Canvas geschrieben werden. Danach werden erneut die Tische gewechselt, wobei ein Mitglied zurückbleibt.

Die Gegensätze auf sich wirken lassen

3. Schritt: Die neuen Gruppen schauen sich die Aufzeichnungen der Vorgruppe an und fragen sich, ob sich die Assoziationen auf die Fragestellung des Workshops zurückübertragen lassen: „Was bedeuten die Gedanken für unser Thema?“ – „Welche neuen Ideen lassen sich hieraus entwickeln?“. Die Schlussfolgerungen und neuen Ideen werden über dem Querbalken notiert und zuerst in den Teams, dann in der Gesamtgruppe diskutiert. Die Frage lautet dann: „Was können wir aus all dem zusammen machen?“.

Auf diese Weise lassen sich „Glaubensbunker, Meinungsfestungen und Wissenspanzer“ manchmal aufbrechen und alternative Lösungen finden, auf die man eben aufgrund der fest zementierten und nicht mehr hinterfragten Grundannahmen sonst nicht kommen würde.

(nach: Bernhard von Mutius – Anleitung zum Widerspruch. managerSeminare, 07/2020, S. 78-81)

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