9. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Wie die Kakerlaken

INSPIRATION: Strengen sich Menschen mehr oder weniger an, wenn sie Teil eines Teams sind? Interessante Frage, könnte man meinen. Aber ist sie das wirklich? Zumindest so interessant, dass es zahllose Studien dazu gibt. Die meisten basieren auf Experimenten. Eine klassische Studie von 1913 konnte schon zeigen, dass sich Menschen beim Tauziehen weniger ins Zeug legen, wenn sie in Gemeinschaft am Seil zerren, was als Musterbeispiel für „soziales Faulenzen“ gilt. In einem Beitrag in der PERSONALquarterly (Wie Teamarbeit gestaltet werden kann…) haben sich die Autoren Metastudien angeschaut – mit dem Resultat, dass etwas über die Hälfte (319) ein höheres Engagement, etwas weniger eine geringere Anstrengung feststellten. Die Tauzieh-Untersuchung hätte demnach zur zweiten Variante gezählt und wäre so nicht generalisierbar. 

Wovon hängt es also ab, ob sich Individuen im Team mehr oder weniger anstrengen? Hier kommen die Faktoren und ihre Wirkung:


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  1. Sieht man den eigenen Beitrag als eher entbehrlich an, sinkt die Motivation. Wird er als unverzichtbar betrachtet, steigt sie. Keine sonderliche Überraschung.
  2. Können sich die Mitglieder untereinander vergleichen, steigt die Anstrengung – vor allem, wenn die anderen als ähnlich leistungsstark gelten, wird versucht, sich zu übertreffen.
  3. Ist der eigene Beitrag nicht sichtbar, sinkt das Engagement – auch nicht sonderlich überraschend.
  4. Ist die Aufgabe des Teams besonders bedeutsam, hat das keinen Effekt auf die Motivation.
  5. Handelt es sich um kognitive Aufgaben, sinkt die Motivation eher als bei manuellen Tätigkeiten (wusste gar nicht, dass Tauziehen eine kognitive Aufgabe ist 😉
  6. Menschen, deren Fähigkeiten eher schwächer eingeschätzt werden, lassen sich durch Teamarbeit eher motivieren.
  7. Persönlichkeiten mit positiver Orientierung werden durch die Präsenz anderer eher motiviert, während Mitglieder mit negativer Orientierung eher nachlassen.
  8. Keinen Effekt hat es, wenn man Teammitglieder über das Phänomen des „sozialen Faulenzens“ aufklärt.

Die Autoren haben sich auch angeschaut, ob sich die Ergebnisse solcher Experimente, die meist mit typischen Versuchsgruppen, also mit Psychologie-Studenten, durchgeführt werden, überhaupt auf echte Teams, die schon lange zusammenarbeiten, übertragen lassen. Ein Effekt konnte festgestellt werden: Menschen, die sich kennen, strengen sich auch an, wenn der eigene Beitrag als entbehrlich angesehen wird (siehe oben, Punkt 1). Ansonsten aber gibt es keinen Hinweise, dass die Ergebnisse nicht übertragbar sind.

Fazit: Menschen, die mit anderen zusammenarbeiten, strengen sich an, wenn ihr Beitrag eine Rolle spielt und wahrgenommen wird. Na klar, warum sollten sie es auch sonst tun. Und der eine oder andere vergleicht sich auch gerne oder möchte nicht hinter den anderen zurückbleiben, also spielt der Vergleich mit anderen eine Rolle. Und im Team werden schwächere offenbar mitgezogen, die sonst nicht so zur Geltung kommen. Was sagt uns das nun für die Praxis?

Ach ja, die Kakerlaken. Das passt zum sozialen Vergleich. Forscher fanden 1969 heraus, „dass Kakerlaken schneller laufen, wenn sie dabei von anderen Kakerlaken beobachtet werden.“ Da könnte ich mir vorstellen, das solche Erkenntnisse von dem einen oder anderen Manager interessiert aufgenommen werden. Für die Organisation von Großraumbüros, Lagerhallen und Supermarktkassen. Was mit Teamarbeit nicht wirklich etwas zu tun hat.

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