INSPIRATION: Jobcenter – Da denkt man an Beton, lange Flure, funktionale Architektur – und Wartemarken. Will man dahin? Muss man dahin? Bringt der Besuch etwas? Außer Papierkram? Und Stütze natürlich … Aber Chancen? Aufbruch? Inspiration? Und will man da arbeiten? Spürt man die Begeisterung? Erlebt man Erfolge? Kann man die Welt verändern? Oder sind es eher die kleinen Wunder, die hier möglich sind?
Das Bielefelder Jobcenter Arbeitplus hatte da so eine Idee. Die von einer lernenden Organisation. Hört, hört! Eine Idee von Transparenz, Teilhabe und Kommunikation auf Augenhöhe. Anfang 2020 öffnete das Jobcenter die Türen für ein Ideencamp. Nee, echt jetzt? Hat da etwa jemand die berühmte Wunderfrage zu ernst genommen? Und es kommen tatsächlich viele Leistungsberechtigte (Behördensprech). Sie vertrauen offenbar dem Versprechen, dass man ihnen zuhören, dass man Gesetze und Regelungen verständlich erklären will, dass man die Kommunikation, aber auch interne Abläufe und Strukturen hinterfragen, ja lernen, verändern will. Starker Tobak! Die sogenannten Leistungsberechtigten kommen nicht nur, die 150 Teilnehmenden bringen sich auch ein: als Kritiker und Ideengeber.
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Kaum zu glauben, aber wahr
Die Aktion ist Teil eines mehrjährigen Organisationsentwicklungsprozesses: Betroffene werden zu Beteiligten. Im Beitrag (Ideencamp: Offene Türen im Jobcenter) liest man von einem Samstag im Februar, von Kinderbetreuung, Getränken, Imbiss und einer Barcamp-Atmosphäre. Da werden anonymisiert Ideen gesammelt und öffentlich an Wände gepostet, geclustert und priorisiert. Man kann sich in Workshops einbringen und mitdiskutieren. „Die Verantwortlichen kündigten zum Abschluss an, innerhalb von sieben Tagen alle Hinweise der Besucher*innen unzensiert auf der Homepage zu veröffentlichen, und konnten dies auch einhalten.“
Mittenrein rauscht dann die Covid-Pandemie mit Digitalisierung und Homeoffice. Doch man wird dem Projekt nicht untreu: Aus dem Ideencamp haben sich sieben Oberthemen herausgeschält, zu denen werden nun interne Projektgruppen gebildet. Es folgen Weiterbildung, Mentorship, Moderation, Coaching, externe Prozessbegleitung und weitere OE-Elemente – sogar ein virtuelles Sounding Board findet sich in der Change-Architektur. Im Jobcenter … nicht schlecht!
Nach 18 Monaten dann ein erstes Review: Ein Realitätscheck mit den Teilnehmern des Ideencamps. Es werden Veränderungen wahrgenommen wie ein völlig umgestalteter Eingangsbereich. Aber auch auf der inhaltlichen Ebene hat sich viel getan: Die Mitarbeiter stellen die Veränderungen im Einzelnen und persönlich vor. Und die Rückmeldungen der Besucher sind mehrheitlich positiv. Man sieht, welche Ideen umgesetzt worden sind, und bekommt erklärt, was sich vielleicht doch schwieriger oder langwieriger gestalten wird.
Gerne hätte man als Leser noch mehr Details erfahren. Die wichtigste Frage: Wird das fortgeführt? Das Versprechen steht. Man darf gespannt bleiben: Jobcenter – Respekt!