5. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Dreifache Umkehr

PRAXIS: Eine gute Frage, wenn wir uns über andere ärgern, ist immer: Was hat das mit mir zu tun? Bekanntlich unterstellen wir Menschen anderen gerne das, was wir uns selbst wünschen, auch wenn uns das nicht so bewusst ist. Nennt sich Projektion. Wenn ich mich also darüber aufrege, weil sie sich mal wieder nicht an eine Regel gehalten haben, dann steckt dahinter möglicherweise das Bedürfnis, auch mal über die Stränge zu schlagen und Regeln außer Kraft zu setzen.

Folglich ist es eine gute Idee, immer dann, wenn wir etwas an anderen zu kritisieren haben, die jeweilige Aussage einfach mal auf uns selbst zu beziehen. Und das gleich dreifach. Daher der Begriff „dreifache Umkehrung“, hier am Beispiel, dass ich mich darüber aufrege, dass der andere zu wenig Rücksicht auf mich nimmt. Die Aufforderung an den anderen könnte also lauten: „Du solltest mehr Rücksicht auf mich nehmen!“

Perspektivenwechsel

Umkehrung Nr. 1: „Ich sollte mehr Rücksicht auf mich nehmen!“ Also erst einmal überlegen, ob ich mir das, was ich vom anderen erwarte, überhaupt selbst „gönne“. Kann es also sein, dass ich mich selbst „ausbeute“ und mir das in diesem Moment schmerzhaft bewusst werde?

Umkehrung Nr. 2: „Ich sollte mehr Rücksicht auf dich nehmen!“ Also hier die Forderung umkehren und mir überlegen, ob ich selbst auf den anderen Rücksicht nehme. Fallen mir dann Dinge ein und ich fange damit an, gehe ich in Vorleistung, damit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dies auf für den anderen einen Anstoß darstellt, sein Verhalten zu überdenken.

Umkehrung Nr. 3: „Du musst nicht mehr Rücksicht auf mich nehmen!“ Damit macht man sich bewusst, dass jegliche Forderung letztlich nur ein Wunsch ist und der andere die Wahl hat, diesen zu erfüllen oder eben nicht. Auch eine spannende Erfahrung: Was wäre, wenn ich die jeweilige Erwartung an den anderen eben nicht stellen würde.

Egal, wie die Antworten auf die drei Umkehrungen ausfallen – also selbst wenn keine meine Zustimmung finden würde – sie sorgen für eine vielseitigere Sichtweise einer Empfindung und neue Blickwinkel.

(Nach: Martin Wehrle – Die dreifache Umkehr. managerSeminare, 02/2024, S. 55)

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