20. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Harte Schale

PRAXIS: Was können Coaches tun, die mit Klienten arbeiten, die offenbar dem Formenkreis der dunklen Triade angehören? Die also narzisstische, psychopathische und machiavellistische Persönlichkeitszüge aufweisen. Das sind unterscheidbare, aber stark miteinander zusammenhängende Konstrukte aus der klinischen Psychologie, die mit unmoralischem und selbstbezogenem Verhalten einhergehen, was zumeist auf Kosten anderer ausgelebt wird. Und in der Wirtschaft (aber auch in der Politik) sollen solche Menschen gerne Karriere machen. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, so zeigen Studien (Beim Hunderennen), dass diese sich ins Coaching „verirren“ – denn eigentlich haben sie das ja gar nicht nötig …

Die selbstherrlichen Narzissten wollen bedingungslose Bewunderung – bekommen sie stattdessen Kritik zu hören, reagieren sie mit heftiger Aggression. Die empathielosen Psychopathen setzen ihre Ziele egozentrisch und skrupellos ohne Rücksicht auf Verluste durch. Die Machiavellisten sind machtorientiert und manipulativ. „Die Tragik der dunklen Triade ist, dass Manager, die diesem Formenkreis zuzuordnen sind, sich durch die Logik unserer Organisationen nach oben arbeiten können und qua Zielerreichung dafür belohnt und befördert werden.“ Letztlich zahlen die Unternehmen aber einen hohen Preis dafür. Zu den negativen Auswirkungen zählt, dass sie ihren Mitarbeitern und Kollegen das Leben zur Hölle machen. Und dass ihr antisozialer Verhaltensstil im agilen New-Work-Kontext kontraproduktiv ist.


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Wenn solche Mitarbeiter ins Coaching kommen, dann oft, weil sie „geschickt“ werden. Sie haben schon sehr viel Porzellan zerschlagen. Sie stehen vielleicht kurz vor dem Burnout. Oder erleben eine persönliche tiefe Krise. Aber schuld daran sind, wen wundert’s, andere … So ist die Gefahr groß, dass sie gleich dicht machen und auf, auch leise vorgetragene, Kritik heftig reagieren.

Immer Augenhöhe wahren

Autor Bernhard Broekman (Die dunkle Triade im Coaching) rät daher, folgende Grundsätze im Umgang mit diesen speziellen Kunden zu beachten: Immer Augenhöhe wahren, sich nicht von Gegenübertragungen überwältigen lassen. Akzeptanz und Wertschätzung signalisieren, Sinnhaftigkeit unterstellen, staunende Neugier zeigen, mit der Sehnsucht des Klienten arbeiten und auf den „teachable Moment“ (Looss) warten. Der Coach spricht die Seiten der dunkeln Triade bewusst an und ergründet sie in, auch mit biografieorientierter, Ich-Teile-Arbeit. Denn in jeder noch so negativen Seite steckt auch immer eine positive Intention. „Coaches können dieses Wissen nutzen, um die positiven Anteile zu würdigen und die negativen Auswirkungen kritisch zu reflektieren.“ Beispielsweise den Preis, den man für seine Einseitigkeit zahlen muss: So wird das Grundmotiv des sozialen Anschlusses oft übermäßig den eigenen Zielen geopfert.

Bewegt man sich hier schon im Bereich der Psychotherapie? Man muss dies nicht uneingeschränkt bejahen. Aber es ist offensichtlich, dass sich „Hobbypsychologen“ an dieser Klientel leicht verheben können. Auf der anderen Seite kann Coaching ein niedrigschwelliges Angebot für diese „schwierigen“ Klienten sein, die für eine Therapie per se nicht offen wären. Coaches benötigen folglich eine ausgewiesene Kompetenz und Fingerspitzengefühl für diese Arbeit. Im unregulierten Professionsfeld Coaching ist diese – leider – nicht selbstverständlich.

Arbeit mit dem „emotionalen Lebenslauf“

Autor Broekman steuert für die Arbeit auch ein erprobtes Hilfsmittel bei: Die Arbeit mit dem „emotionalen Lebenslauf“:

  • Was hat mich geprägt?
  • Was hat mich in meiner Entwicklung gefördert, was gebremst?
  • Wer waren meine „Führungskräfte“ und was habe ich von ihnen gelernt?

So bekommt das Coaching emotionalen Tiefgang und es können Verstrickungen aufgearbeitet werden – beispielsweise in der Arbeit mit dem leeren Stuhl. Wobei sich hier auch weitere emotionsaktivierende Konzepte und Methoden anbieten würden, Stichwort: Embodiment, die der Autor allerdings nicht nennt. Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften (Neurowissenschaftliche Fundierung von Coaching) der letzten Jahrzehnte waren in dieser Hinsicht sehr hilfreich.

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