27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Kochbuch für Populisten

INSPIRATION: Fritz Simon hat ein neues Buch geschrieben, bei dem es darum geht, wie der Erfolg von Populisten aus systemtheoretischer Sicht zu erklären ist. Formuliert ist es als „Anleitung zum Populismus„, nach dem Motto „Wer das Kochrezept kennt, kann sich besser entscheiden, ob er das Gekochte für genießbar hält“.

Martin Pichler fasst die wichtigsten Erkenntnisse in der wirtschaft + weiterbildung zusammen (Jetzt Populist werden). Wir versuchen es hier noch kürzer: Das Entscheidende ist, ein Feindbild zu entwickeln. So wie es in jeder spannenden Geschichte den oder das Böse gibt, das es zu bekämpfen gilt, braucht der Populist ein Feindbild. Wenn er ein ganzes Volk hinter sich bringen will (der zumindest die Mehrheit eines Volkes), dann bietet sich als Feind eine soziale Gruppe an, z.B. ein anderes Volk oder eine Rasse. Gut ist auch, wenn man für diesen Feind einen globalen Begriff hat wie „der Kommunismus“, „das Großkapital“, „die Juden“ usw.


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Es ist dieses „wir“ gegen „die anderen“, die bekämpft und unterdrückt oder gar ausgelöscht werden müssen. Um andere von der Notwendigkeit dieses Kampfes zu überzeugen, muss die eigene Gruppe in Gefahr sein, also entweder benachteiligt, bedroht oder gar dem Untergang geweiht. Und zwar höchst akut, so dass es Zeit für radikale Maßnahmen ist. Für diese ist der Held der Geschichte notwendig, der Retter. Er braucht Mitstreiter, und das müssen erst mal gar nicht so viele sein – es reichen am Anfang acht bis zwölf Personen.

Aber wie bekommt man Menschen dazu, sich diese Geschichte anzuhören? Das Problem bei Kommunikationsprozessen ist, dass sie „zugunsten derjenigen ablaufen, die gerade an der Macht sind.“ Also muss der Populist die Aufmerksamkeit auf sich lenken, und zwar immer wieder. Dazu reicht auch die gute Geschichte nicht allein, denn die könnte von den aktuellen Machtinhabern noch ignoriert werden. Das geht nicht mehr, wenn die Geschichte ihnen Schmerzen zufügt, sie empfindlich trifft.

Also muss der Populist eine aggressive Sprache wählen, ihre Existenz zumindest verbal bedrohen. Und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder.  Das wiederum schafft er nur, wenn er einen entsprechenden Apparat zur Verfügung hat, also eine Organisation wie z.B. eine Partei, die ihm seine Auftritte ermöglicht.

Klingt alles plausibel, wenn auch nicht sonderlich neu. Nur was lernen wir daraus? Sicherlich so viel, dass wir die Signale früher erkennen können. Misstände anprangern ist okay, aber sobald uns jemand erklären will, dass eine bestimmte soziale Gruppe dafür verantwortlich ist, sollten alle Warnlampen angehen. Und zwar unabhängig von der politischen Richtung. Wir sollten uns sofort wehren, wenn uns jemand erklären will, welche bösen Mächte an unserem „Elend“ schuld sind. Das macht ihn noch nicht zum Populisten (siehe oben), aber ist die Basis und der Nährboden.

Schwierig genug, denn der Reiz an diesen „Gut gegen Böse“-Szenarien ist ja, dass sie so wunderbar einfach sind. Und deshalb auch so erfolgreich. Wer mag schon einen Hollywood-Streifen sehen, in dem es den Bösen nicht am Ende erwischt, nach langem Kampf vom Helden in Grund und Boden gestampft. Wie anstrengend wäre es, stattdessen dem „Helden“ dabei zuzuschauen, wie er sich das Gehirn zermartert, welchen Anteil es selbst an dem Übel hat und sich mühsam zu einer Verständigung mit der „Gegenseite“ durchringt. Um am Ende festzustellen, dass er auch nicht die optimale Lösung parat hat.

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