PRAXIS: Bei diesem Selbstcoaching-Tool geht es darum, in häufiger auftretenden, belastenden Situationen ein wenig Struktur in die Kakaphonie der ungeordneten Gedanken zu bringen. Dabei werden die Gedanken als Kette betrachtet, die einer durchaus nachvollziehbaren Logik folgen. Diese Logik aufzudecken, ist das Ziel des Tools.
In 6 Schritten zur Logik
- Wählen Sie ein Thema aus, ein konkretes Erlebnis, eine bestimmte Situation, die Sie als belastend oder schwierig erlebt haben oder häufiger als schwierig erleben. Geben Sie der Situation einen Titel oder kleiden Sie diese in eine Frage: „Wie kommt es, dass ich mich wieder habe überreden lassen, noch eine Aufgabe zu übernehmen?“
- Begeben Sie sich jetzt noch einmal in die konkrete Situation und hören in sich hinein. Welche innere Stimme hat sich zuerst oder besonders lautstark gemeldet? Notieren Sie die Botschaft dieser Stimme auf einer Karte und überlegen dann, mit welchem Gefühl die Stimme verbunden ist? Z.B. „Du Pfeife, da hast du dich wieder breitklopfen lassen …!“ (Frustration).
Dann hören Sie in sich hinein, welche Stimme sich da noch meldet – und welches Gefühl mit dieser Stimme verbunden ist. „Der andere nutzt meine Hilfsbereitschaft gnadenlos aus!“ (Ärger). Und so weiter: Die dritte Stimme , die vierte („Sei mal konsequent!“ „Wovor fürchtest du dich eigentlich?“ – „Der kocht doch auch nur mit Wasser“) – so zwischen sechs und acht solcher Botschaften kommen da schon zusammen. - Nun ordnen Sie die inneren Botschaften entweder einem inneren Erleben oder der Reaktion auf ein inneres Erleben zu und fügen diese zu einer Kette zusammen, von der Art: „Ich fühle mich bedrängt!“(Erleben) -> „Ich sage zu“ (Reaktion) -> „Ich bin frustriert.“ (Erleben) -> „Ich beschimpfe mich!“ (Reaktion) -> „Ich habe schlechte Laune.“ -> „Ich gifte einen Kollegen an!“ …
Die Frage lautet immer: Welche meiner Karten sind eher inneres Erleben, welche mehr Reaktion auf ein inneres Erleben. Und welche ist dann mit der Reaktion verbundenes inneres Erleben? Im Idealfall ist die Kette vollständig. - Meist aber fehlen Glieder in der Kette – es gibt Karten, die sich nicht zu einer der anderen passen. Dann gehen Sie rückwärts vor: „Auf welches innere Erleben könnte das eine Reaktion sein?“ Oder: „Welche Reaktion passt zu diesem inneren Erleben?“ So zäumen Sie quasi das Pferd von hinten auf, bis die Kette komplett ist.
- Wenn alle Lücken geschlossen sind, gehen Sie diese noch einmal Schritt für Schritt durch und sondieren, wo der Auslöser der Kette und wo das Ende ist.
- Schließlich geht es um die Lösungsfindung. Wie könnte der Ablauf verändert werden? Wo möchte ich etwas anders erleben? Wo möchte ich anders reagieren? Wie sähe das aus? Was würde ich dann empfinden? Wie sieht meine „Soll-Kette“ in Bezug auf die schwierige Situation aus? Die Soll-Kette schreiben Sie dann auch auf.
Auf diese Weise erfahren wir, dass wir einen Einfluss auf unsere inneren Abläufe haben und diese uns nicht beherrschen. Wir können sie beobachten und analysieren. Und wir können sie verändern. Das Tool funktioniert sicher noch besser, wenn man dabei von einem Coach begleitet wird.
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(Nach: Christoph Zill – Gedanken auf die Kette kriegen. managerSeminare, 06/2020, S.78-82)