KRITIK: Es ist das alte Spiel: Eine neue Technologie erobert die Arbeitswelt. Und alle Welt schaut nur auf die Technologie, was die Tolles kann. Dabei verändert die Technologie Organisationen und die Menschen, die in ihnen arbeiten.
So ist es auch bei KI. Dabei könnte man es seit vielen Jahrzehnten besser wissen. Zentrale Erkenntnis des Soziotechnischen Systemansatzes ist, dass sich Einäugigkeit rächt. Wer eine neue Technologie einführt und nicht reflektiert, welche Auswirkungen sich auf Rollen, Routinen, Entscheidungsprozesse, Lernen und Kultur ergeben, ist naiv und wird von erheblichen Problemen heimgesucht werden. Er wird nicht nur Hilflosigkeit, Mutlosigkeit und so weiter erleben, sondern auch Widerstand von Mitarbeitenden. Das erkennt der Autor (Die Welten verbinden und Synergien nutzen).
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Dass er allerdings den Soziotechnischen Systemansatz gar nicht erwähnt, und auch nicht dessen Weiterentwicklung in der Arbeitspsychologie (MTO – Mensch – Technik – Organisation), sondern seine Erkenntnis als „systemisch“ ausflaggt, irritiert.
Nun ist das Thema gar nicht neu. So haben wir letztens erst einen schönen Beitrag zum Thema „KI und Lernen“ gelesen – und zwar in derselben Zeitschrift (Es wird kein Manna regnen). Oder an anderer Stelle zu KI und Teamarbeit (Assistent oder Partner?). Auch das Thema KI, Kultur und Ethik (Nebenwirkungen der KI) hat uns schon nachdenklich gemacht. Insofern bringen uns die Ausführungen von Thorsten Veith nicht weiter.
KI-Einsatz in der Organisationsentwicklung
Der Autor wechselt nun die Perspektive und schaut, welche Veränderungen KI in der Organisationsentwicklung bewirken kann. KI könne Mitarbeiterbefragungen und Kulturanalysen vereinfachen. Auch das haben wir nicht nur vernommen, sondern schon engagiert diskutiert: Im WebTalk mit Marcus Heidbrink (KI in der Mitarbeiterbefragung).
„KI kann OE-Berater entlasten, indem sie administrative Aufgaben wie die Auswertung von Feedbacks, das Erstellen von Berichten oder die Simulation von Szenarien übernimmt.“ O ja, auch wir machen unsere Erfahrungen damit, dass uns die KI (nicht immer zu unserer Zufriedenheit) ein Protokoll vom Meeting schreibt.
Nun positioniert der Autor „die systemische Perspektive als Brücke zwischen OE und KI“. Das kann nun nicht verkehrt sein, die systemische Brille aufzusetzen. Allerdings fällt dem Leiter des isb-Weiterbildungs- und Business-Instituts da leider nur wenig zu ein: „Hypothesenbildung, zirkuläres Vorgehen und Reflexion in die Projektsteuerung“. Vom „alten Schweden“ hätte ich da aber deutlich mehr erwartet.