20. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

An Empathielücken arbeiten

REZENSION: Markus Fischer – Die neue Gewaltfreie Kommunikation. BusinessVillage 2020.

Für alle Anhänger der Gewaltfreien Kommunikation: Hier kommt ein Buch, das sich kritisch und gleichermaßen wohlwollend mit der Methode auseinandersetzt. Es kritisiert eben diese Auffassung des Modells als Methode und plädiert sehr für eine besondere Haltung, die notwendig ist, um GfK zu leben. Weil sie sonst nicht funktioniert.


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Der Autor macht schon am Anfang deutlich, dass er selbst in Sachen GfK einen schmerzhaften Prozess durchlaufen musste. Wie viele hatte auch er das Modell als „Erlösung“ verstanden. Endlich steht ein Ansatz zur Verfügung, der verspricht, Konflikte konstruktiv auflösen zu können, und das nicht nur im täglichen Miteinander zuhause und im Beruf, sondern auch bei den großen, übergeordneten Konflikten. Würden wir nur alle gewaltfrei kommunizieren, gäbe es keine zwischenmenschlichen Probleme mehr.

Aber so einfach ist es nicht, und jeder, der selbst versucht, sich in schwierigen Situationen an die vier Schritte zu halten, wird festgestellt haben, dass der Erfolg begrenzt ist. Zu dumm nämlich, dass unser Gegenüber in der Regel nicht gewaltfrei kommuniziert und uns eher entgeistert anschaut, wenn wir von unseren Gefühlen und Bedürfnissen reden.

Einige Missverständnisse

Dabei möchte der Autor nicht missverstanden werden: Rosenberg hat mit seinem Gedankengut wahrlich viel verändert, aber er wird auch oft missverstanden. Hierzu gibt es ein eigenes Kapitel, in dem solche Irrtümer wie „Bewerten ist schlecht“, „Worte können verletzen“, „Es gibt gewaltfreie Worte“ oder „Worte verändern die Haltung“ korrigiert werden.

Das Entscheidende nämlich ist, mit welcher Haltung ich anderen Menschen und vor allem mir selbst begegne. Idealerweise verläuft das „Erlernen“ der GfK in drei Schritten: Es beginnt mit dem Wissen (und dazu zählt das, was man gängigerweise in Trainings erlernt: Die vier Schritte und ihre Anwendung beim Sender und Empfänger), dann folgt die Integration – aus Wissen wird Erfahrung. Und das ist der schwierige Teil: Dazu muss ich mir meiner Empathielückenlücken bewusst werden.

Phasen der Persönlichkeitsentwicklung

Hier wird es auch etwas theoretisch, bleibt aber dennoch anschaulich. Es geht um die verschiedenen Phasen der Persönlichkeitsentwicklung, die mit der instinktiven Phase beginnt, über die egozentrische und konformistische zur rationalen verläuft. Am Ende stehen die pluralistische und integrale Phase. Entsprechend dieser Phasen gibt es auch nicht eine GfK, sondern sechs: Die magische, die egozentrische, die konformistische, die rationale und die naive – und spätestens bei der letzten enden dann die Trainings, dann wird der Mensch sich selbst überlassen.

Die ernüchternde Erkenntnis lautet: Wir können nicht gewaltfrei kommunizieren. Wir können aber eine entsprechende Haltung uns aneignen, indem wir unseren Gefühlen und Bedürfnissen auf den Grund gehen, bewusst für diese und unser Verhalten die Verantwortung übernehmen und Empathie für uns selbst entwickeln. Dann kann es auch zum dritten Schritt kommen: GfK leben. Dazu finden sich auch einige wenige Übungen in dem Buch, die den Leser erahnen lassen, wie viel Arbeit es bedeutet, gewaltfreie Kommunikation zu leben. Und vielleicht damit zu einem besseren Miteinander beizutragen, sowohl in unserer direkten Umgebung als auch in der Gesellschaft.

Ein wichtiges Buch, finde ich, in dem viel Wertschätzung und Hochachtung für Marshall Rosenberg spürbar ist. Auch wenn ich am Anfang mehr als skeptisch war angesichts des Titels „Die neue GfK“.

In der Ideenfabrik aus diesem Buch:

Selbstempathie-Übung

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