3. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Gefühltes Alter

INSPIRATION: Das ist schon ziemlich verwirrend: Viele Unternehmen geben eine Altersgrenze für Vorstände vor, da hat so mancher Kandidat keine Chance mehr. Dabei gibt es Studien, die zeigen, dass Ältere in manchen Bereichen Jüngeren durchaus überlegen sind. Andere setzen die Richtlinien außer Kraft, wenn ein Kandidat schon 75 ist. Und gleichzeitig schicken sie Teile der Belegschaft noch viel früher in den Ruhestand.

Tatsächlich hat die Altersgrenze für Vorstände aber einen anderen Hintergrund. Ursprünglich sollte vermieden werden, dass Vorstände aus alten Herren bestehen, deshalb die Empfehlung des Corporate Governance Kodex. Und deshalb ja auch die Frauenquote für Führungsgremien. Tatsächlich ist das Durchschnittsalter seit 15 Jahren konstant bei 53 – wobei sich in Deutschland etwas bewegt und der Schnitt auf 50 sinkt (Ruhestand verboten).


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Aber ist das überhaupt sinnvoll? Damit wird zwar einerseits vermieden, dass Vorstände zu lange im Amt bleiben und den Absprung nicht schaffen. Andererseits: Es gibt eine Studie aus den USA, die seit 63 Jahren die geistige Fitness untersucht und zu der Erkenntnis gelangt, dass ältere Menschen zwar langsamer reagieren, aber kreativer sind. Danach erreichen sie ihren geistigen Höhepunkt zwischen 55 und 60 Jahren. Mitarbeiter in einer LKW-Produktionsstätte steigerten ihre Produktivität bis zum Alter von 65 Jahren. Und keine Altersgruppe identifiziert sich mit ihrer Arbeit so sehr wie die über 60jährigen. Erst ab 75 geht es abwärts mit der Leistungsfähigkeit – da dürfen wir uns alle freuen (nur die SAP-Aktionäre nicht, wo der Aufsichtsratsvorsitzende Plattner die interne Altersregel ignorierte und sich mit 75 noch einmal für drei Jahre bestätigen ließ).

Abhängig vom Arbeitsplatz

Wenn also das tatsächliche Alter gar nicht so ausschlaggebend ist – was dann? Eine Antwort lautet: Das gefühlte Alter. Auch dazu gibt es Studien, bei denen Menschen einfach gefragt wurden, wie alt sie sich fühlen. Ergebnis: Im Schnitt fünf Jahre jünger als sie wirklich sind. Interessant daran: Der Unterschied ist unabhängig vom tatsächlichen Alter, aber stark abhängig davon, wie man sich am Arbeitsplatz gefordert und geschätzt fühlt. Wo sich die Belegschaft im Schnitt sieben Jahre jünger fühlt, leistet sie bis zu 10 Prozent mehr.

Spricht sehr dafür, dem tatsächlichen Alter gar nicht so viel Aufmerksamkeit zu widmen, sondern sich anderen Faktoren zuzuwenden. Und wie ist das nun mit der Altersgrenze für Vorstände? Eigentlich finde ich das nicht so schwer. Statt ihr Alter zu begrenzen, könnte man doch die Amtszeit einschränken. Also zum Beispiel maximal acht Jahre. Und damit das oberste Gremium nicht überaltert, eine Quote für Jüngere einführt, wie in dem Beitrag der Wirtschaftswoche vorgeschlagen. Dass jemand abgelehnt wird, weil er während der Amtszeit die 60 überschreitet, so wie bei BMW, erscheint mir eine Art von Altersdiskriminierung zu sein.

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