26. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Hinein ins Vergnügen

KRITIK: Soll man in der Personalentwicklung zunehmend auf Virtual Reality setzen? Die Mitarbeitenden ins Metaverse eintauchen lassen? Weil dort Lernen in einer anderen Dimension möglich wird? Oder sind wir noch nicht so weit?

„Das Metaverse lässt sich theoretisch erklären, aber nur praktisch begreifen. Noch ist das Metaverse eine Reise, die jedes Unternehmen aktiv mitgestalten und für sich nutzen kann.“ Es ist eine Einladung, die Autor Torsten Fell (Revolution im Lernraum) ausspricht. Und er, der selbst eine VR-Plattform betreibt, lockt damit die Leserschaft. Und es gibt natürlich einiges zu entdecken. Es beginnt damit, dass es nicht nur eine Virtual Reality gibt, sondern etliche. Eine tabellarische Übersicht von Welten, sortiert nach den Einsatzschwerpunkten Lern-, Arbeits-, Erlebnis- und Kreativwelt, liefert er gleich mit. Zwischen den verschiedenen Anbietern herrscht übrigens Wettbewerb.


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Offenbar experimentieren schon etliche Unternehmen mit VR: BMW, Siemens, Deutsche Bahn, Würth oder EOS. Was kann man da machen? Beispielsweise kollaborativ Fabriken planen, digitale Zwillinge von Produkten und Standorten entwerfen oder Support- und Wartungsprozesse in 3D durchspielen. Auch Branding-Welten lassen sich dort entwerfen. Auch für die Aus- und Weiterbildung kann man sich diverse Szenarien vorstellen. Würth, Techem oder SAP sollen da schon dran sein.

Die Vorteile von VR

VR funktioniert in 3D. Es gibt einen Raum, in dem man sich bewegt. Da ist man nicht allein. Man trifft andere, kann mit denen kollaborieren. Da es ein virtueller Raum ist, ist man dort nicht real, sondern über einen Stellvertreter, einen Avatar. Das Raumerlebnis ermöglicht Immersion, also das Eintauchen in diese Welt, man wird Teil der Welt und interagiert dort auch mit Dingen, mit Werkzeugen. All das vermittelt eine VR-Headset und entsprechende Controller, die man in Händen hält – so wie eine Computermouse. Wenn man einen virtuellen Campus in der VR-Welt aufmacht, eine Akademie, wird man vermutlich das Tool „spatial.io“ nutzen. Es ist wie ein Baukasten, aus dem man sich bedienen kann. Man muss nicht selbst programmieren.

Das große Versprechen solcher Lernanwendungen lautet: Ganzheitlichkeit und Lerntransfer. Solches muss sich aber erst beweisen. Denn Transfer versprechen auch Events im realen Hochseilgarten oder im Reitstall. Und darüber kann man wunderbar streiten. Manche Autoren kritisieren solche Versprechen sogar als blumig-spektakulär, aber leer (Tschüss: Ponyhof). Ich selbst habe einmal an einem VR-Event teilgenommen, bei dem es um Anwendungen im Coaching ging. Den Veranstaltern fiel außer Aufstellungen allerdings nichts ein. Wenn ich aber schon in der realen Welt Schwierigkeiten mit Aufstellungsarbeit habe, frage ich mich natürlich schon, worin der Mehrwert in der virtuellen Welt liegen soll. Er hat sich mir seinerzeit (leider) nicht erschlossen.

Das große Versprechen

Nun gehören nörgelnde und besserwisserische Babyboomer definitiv nicht zur Zielgruppe der VR-Campus-Anbieter (Das neue Universum Teil 2). Diese wittern das große Geschäft bei den Jüngeren – und den Personalentwicklern in den Unternehmen. Griffen diese früher auf den dicken Katalog mit Trainings von der Stange zurück, bietet man ihnen heute einen Baukasten an Standardmodulen an. Man muss schon geringe Ansprüche an Lernen haben, um sich davon Wirkung zu erhoffen. Ach so, ich vergaß, es gibt ja noch die fulminant-exorbitante Salsa obendrauf: Immersion (aka VR). Augenblicklich steigt dieses Bild in mir auf: Ich sitze mit einer Tüte pappiger Fritten in der Hand in der Achterbahn …

Aber vielleicht gibt es auch gar keine Fritten heute, die gab es in der anderen Anwendung. Da ich mich gerade in eine neue Welt gebeamt habe, gibt es nur Zuckerwatte. Will sagen: Mit der Kompatibilität zwischen den Welten ist es auch noch so eine Sache – wie im richtigen Leben: Android oder Apple? Doch eines muss klar sein: In der VR-Welt muss vor allem Action sein. Die alten Medien wie Powerpoint haben dort keinen Platz. Kollaboration und Kreativität, so deucht es mich, stellen sich in der neuen Welt förmlich von allein ein. Paradiesische Zustände.

Deus ex machina?

Der konzeptionelle Rahmen lautet übrigens SPACE (Akronym für: Spatial – Räumlichkeit, Practice – Praxis, Alignment – strategische Ausrichtung, Collaboration – Zusammenarbeit, Expertice – Mehrwert). Vieles soll, auch schon für ein kleines Budget, möglich sein. Natürlich bin auch ich – immer noch – ein wenig neugierig auf diese Welten. Doch zum Glück kenne ich die Zauberformel für den Fall, dass mir langweilig oder übel werden sollte: Beam me up, Scotty!

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