23. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Obst- und Reisestopp

KRITIK: Was zuerst witzig klingt, ist es gar nicht. Ein Kölner Unternehmen, das Obstkörbe an Unternehmen verkauft, die diese ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellt, bekommt früh zu spüren, wenn die Kunden den Gürtel enger schnallen. Ähnlich geht es der Reisebranche. Was beim näheren Hinsehen nicht allzu verwunderlich ist. Der Obstanbieter setzt auf lokale Hersteller und verkauft keine Massenware. Das Obst hat seinen Preis, deshalb versuchen die Einkäufer zu feilschen.

Würden wir als Privatleute vermutlich ähnlich machen. Wer sich in guten Zeiten ein gutes Gewissen leistet und im Bioladen einkauft, der wird wohl auch bei knapper Kasse zum Discounter wechseln. Und statt einer Fernreise vielleicht lieber Urlaub an der Nordsee machen. Auch das ist ein bekanntes Phänomen: Wenn gespart wird, dann werden zuerst die 1.-Klasse-Flüge gestrichen, dann die Reisekosten allgemein gekürzt oder Reisen komplett gestrichen. Laut WiWo sind die Reisekosten „der zweitgrößte Kostenblock bei den Personalausgaben“ (Das Obstkorb-Orakel).

Also ein natürlicher Vorgang, so wie das Frühjahr auf den Winter folgt und der Herbst auf den Sommer? Scheint fast so, aber mit zwei Unterschieden: Auf den Jahreszeitenwechsel sind wir in der Regel vorbereitet und wissen, dass wir hierauf keinen Einfluss haben. Bei Unternehmenskrisen ist das nicht unbedingt so, sie können durchaus überraschend und unvorhergesehen kommen. Was allerdings häufiger der Fall zu sein scheint: Sie sind selbst verursacht. Wenn Milliarden für die Übernahme eines Konkurrenten ausgegeben werden und anschließend geschaut wird, wo man Dienstreisen streichen kann, dann fällt es Mitarbeitern schwer, solche Maßnahmen mitzutragen.

Ginge es anders?

Klar – man könnte Mitarbeiter sowohl bei den strategischen Entscheidungen als auch bei jenen, bei denen es um Einsparungen geht, einbinden. Mehr noch: Sie schon bei der Diskussion, ob Geld für regionales Obst ausgegeben werden soll, das allen Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung steht, oder ob Flugreisen ins Ausland notwendig und sinnvoll sind, nach ihrer Einschätzung fragen. Vielleicht würde so mancher auf derartige Ausgaben verzichten und viel vernünftiger entscheiden. Und dann in der Krise auch gar nicht vor dem Problem stehen, plötzlich in kleinen Pensionen statt im Luxushotel absteigen zu müssen.

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