REZENSION: Horst Lempart – 52 agile Seminarmethoden. Gruppenprozesse flexibel und transparent gestalten. Junfermann 2019.
„Noch ein Buch mit Seminarmethoden“ war mein erster Gedanke, „was soll denn da noch Neues kommen?“ Ich erwartete die übliche Sammlung mit vielen alten Bekannten, diesmal verpackt unter dem angesagten Label „agil“. Tatsächlich hat das Buch mit dem Trend zu agilen Arbeitsformen und selbstorganisierten Teams wenig zu tun. Dennoch ist es eine echte Empfehlung.
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Mit agil ist hier nämlich eher „flexibel“ gemeint: Methoden, die je nach Situation und Thema zum Einsatz kommen und sich ganz an den Bedürfnissen der Teilnehmer orientieren. Der Autor macht Mut, als Trainer eben nicht mit einem festen Konzept und minutiös geplantem Programm anzutreten, sondern sich auf die Wünsche der Teilnehmer einzulassen und je nach Bedarf die passende Methode aus der Tasche zu ziehen. Das ist die Grundidee, die sicher auch mit „herkömmlichen“ Methoden umsetzbar ist. Mit dem Haken, dass man dann vermutlich ganze Kisten von Material mit sich herumschleppt.
Übungen mit einfachsten Mitteln kreieren
Genau das ist hier nicht nötig. Der Autor zeigt, wie man mit einfachsten Mitteln eine Übung kreiert. Und so, wie er diese beschreibt, nimmt man ihm ab, dass er manche dieser Methoden tatsächlich vor Ort „erfunden“ hat. Das ist sicher nicht für jeden Trainer machbar, die meisten werden sich wohler fühlen, wenn sie mit dem wohl gefüllten Methodenkoffer anreisen. Aber dort passt mit Sicherheit noch dieses Buch hinein.
Der Aufbau ist ähnlich der vieler anderer Übungsbücher: Es gibt eine Tabelle, in der die Methoden den Themen Kennenlernen, Arbeiten, Trennung, Interaktion, Analyse, Evaluation und Transfer zugeordnet werden.
Die einzelnen Übungen sind gegliedert nach Ziel, Ablauf, Spielräume, weitere Einsatzmöglichkeiten und technische Hinweise, zudem ist am Ende jeweils Platz, um eigene Ideen zu notieren.
Was macht das Buch besonders? Es ist in der Ich-Form geschrieben, der Autor schreibt viel über eigene Erfahrungen, wie er auf die Idee gekommen ist und wie er in der Praxis vorgeht bzw. wie er die Übungen flexibel einsetzt und bei Bedarf abwandelt. Man spürt den Spaß, den es machen kann, die Teilnehmer zu überraschen, sie zum Nachdenken zu bringen, Aha-Erlebnisse zu erzeugen.
Was mir noch gefällt: Die Übungen sind in der Regel kurz, kommen ohne erhobenen Zeigefinger oder aufwendige Transfer-Diskussionen aus, weil sie den Teilnehmer unmittelbaren Zugang zu den eigenen Gefühlen und Gedanken ermöglichen. Und sie regen dazu an, selbst als Trainer viel kreativer zu sein und Dinge auszuprobieren.
Statt einer Beschreibung einzelner Übungen nehme ich einige in die Ideenfabrik auf, da lässt sich das Prinzip schnell nachvollziehen. Und so viel sei versprochen: Auch alle anderen Übungen sind ähnlich gelungen.