27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Vom Guten im Schlechten – und umgekehrt

INSPIRATION: Coaching ist ein grandioses Versprechen: Es soll Lösungen bringen. Was aber, wenn es stattdessen (neue) Probleme produziert? Hätte man doch besser die Finger davongelassen! Oder sich vorab über Risiken und Nebenwirkungen informiert? Naivität war halt noch nie ein guter Ratgeber.

Wie so häufig kommt es darauf an, was man mit welcher Absicht erhofft hat. Und wie man die Ergebnisse bewertet. Und wer diese bewertet. Zudem: Welche zeitliche Perspektive man anlegt. So bemängeln manche Klienten, dass ihnen im Coaching erst klar geworden sei, dass ihre Probleme tiefere Ursachen haben, für deren Bearbeitung dort aber die Zeit fehle. Andere stellen ernüchtert fest, dass ihre Arbeitszufriedenheit im Laufe des Coachings immer mehr abgenommen hat. Ist das gut oder schlecht? Coaching-Forscher Carsten Schermuly hat schon vor einiger Zeit sechs verschiedene Ergebnisszenarien beschrieben (Ein Branchen-Tabu). Der klare Erfolg oder Misserfolg sind davon nur zwei Varianten. Dazwischen liegen der Nulleffekt und positive und negative nicht intendierte Nebenwirkungen oder der nicht gewünschte Missbrauch im Coaching.


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„Weniger weiß man bisher über die Dynamiken, die solche Effekte hervorrufen könnten,“ so das Autorenduo Heidi Möller und Jannik Zimmermann (Lösung mit Stolpersteinen). In einem Forschungsprojekt standen daher nicht nur die Ergebnisszenarien, sondern auch die konkreten, situativen Interaktionen im Fokus. Das Fazit: Schwierige Situationen im Coaching sind keine Seltenheit. Und sie können unterschiedliche Ursachen haben: Coach, Klient, deren Interaktion, die Thematik, die beauftragende Organisation oder die Rahmenbedingungen. Und wie so oft im Leben, sind es in den Augen der Befragten zumeist die anderen, die „schuld“ sind. Was aber in der Regel nicht weiterführt. Besser wäre es anzuerkennen, dass Schwierigkeiten nicht nur zum Coaching gehören, sondern der Kern des Coachings sind.

Schwierigkeiten als Kern des Coachings

„Häufig wird es gerade dann schwierig, wenn die Fähigkeit verloren geht, auf die Metaebene zu wechseln.“ Womit alle Betroffenen und Beteiligten gemeint sind – nicht nur der Klient. Auch der Coach kann sich kontraproduktiv verstricken. Oder die Organisation bemerkt die eigenen Scheuklappen nicht, wenn sie dem Coach vorwirft, auf Kosten des Unternehmens den Klienten aus der Firma „heraus“ zu coachen. Denn ein Ende mit Schrecken kann bekanntlich besser sein als ein Schrecken ohne Ende – wenn man es mit etwas Abstand betrachtet.

Wichtig ist daher, so die Autoren, das Störgefühl bewusst wahrzunehmen und neugierig zu untersuchen, statt unkritisch aus dem Affekt heraus zu reagieren. Achtsamkeit ist – wie so oft – der Schlüssel. Erwartungen, die enttäuscht wurden, können eben unangemessene gewesen sein. Wahrnehmungen der Beteiligten können unterschiedliche sein. All dies ist der Reflexion zugänglich. Womit sich wieder einmal zeigt, dass Reflexion das Kerngeschäft von Coaching ist – und sein muss.

Häufig hört man den Hinweis, all dies sei daher in der Auftragsklärung zu Beginn zu bearbeiten. Ich finde, das ist richtig, aber greift zu kurz: Der gesamte Coaching-Prozess ist eine kontinuierliche Auftragsklärung. Dieser Aspekt kommt mir auch in diesem Beitrag zu kurz. Hier wird zwar von einer Fehlerfreundlichkeit gesprochen, die als Haltung hilfreich sei. Doch mir ist das zu negativ formuliert: Wieso Fehler? Kommunikation ist ein ständiges Ringen um gegenseitiges Verständnis (Synlogisation), formuliert Jürgen Kriz treffend (Ganzheitliche Psychologie). Eine Mischung aus Neugier, Auseinandersetzungsbereitschaft und Respekt wären mir daher die passendere Haltung.

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