11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Bild von Kari Shea auf Pixabay

Wertschätzung ausdrücken

KRITIK: Freuen Sie sich, wenn ein Kollege etwas Positives über Sie sagt? Natürlich. Wenn Sie vor allen Kollegen gelobt werden? Vielleicht, das liegt nicht jedem. Wenn Ihnen jemand anerkennend auf die Schulter klopft? Hängt davon ab, wer das ist. Wenn Ihnen jemand als Dankeschön eine Kleinigkeit auf den Schreibtisch legt? Es gibt viele Formen, seine Anerkennung auszudrücken. Pardon – seine Wertschätzung. Der Begriff scheint inzwischen arg abgenutzt, manch einer mag ihn gar nicht mehr hören.

Aber Fakt ist: Ohne positive Rückmeldung geht es uns nicht gut. Menschen, die sich anerkannt fühlen (ich bleibe mal bei diesem Begriff), sind engagierter, dem Unternehmen mehr verbunden und bringen mehr Ideen ein. Und selbst wenn all das nicht wäre – es tut uns einfach gut zu hören, dass das, was wir beisteuern, gesehen und geschätzt wird. Wo Anerkennung fehlt, leiden die Beziehungen.


Anzeige:

SOUVERÄN FÜHREN | FREUDE BEI DER ARBEIT | NACHHALTIGER ERFOLG. Mein individuelles Business Coaching entwickelt Ihre Führungskräfte gezielt: Klar werden für neue Denkansätze, Gelassenheit gewinnen, Herausforderungen bewältigen, überraschende Lösungen finden. Wie das geht? Warum mit mir? Erfahren Sie hier mehr …


Und so erklären Trainer und andere Experten immer wieder, wie wichtig es für Führungskräfte ist, positive Rückmeldungen zu geben und nicht zu glauben, dass „Nicht kritisiert genug gelobt ist“. Und in Zeiten der Selbstorganisation erwarten wir diese Anerkennung noch stärker von den Kolleg*innen. Also ist es für uns alle interessant zu erfahren, wie das denn nun genau funktioniert mit der Wertschätzung (Nicht zum ersten Mal unser Thema: Toll-gemacht-Badges).

Dass es dazu verschiedene Möglichkeiten gibt, wissen wir (siehe oben). Was auch einleuchtet: Nicht jede „Methode“ funktioniert bei jedem gleich gut (wobei Methode natürlich ironisch gemeint ist.) Fünf Kategorien haben Chapman und White gefunden (Die Sprachen der Wertschätzung) und herausgefunden, wie gut diese angenommen werden oder wie viele Menschen die einzelnen Formen besonders mögen.

  1. Verbale Anerkennung – ich sage dem anderen einfach, was mir gefallen hat, worüber ich mich gefreut habe. Im persönlichen Gespräch, vor anderen, per Mail oder schriftlich auf einem Kärtchen. Angeblich favorisieren 46% der Menschen diese Variante. Wobei sicherlich zu unterscheiden ist, ob im Vier-Augen-Gespräch oder vor allen anderen. Letzteres gefällt längst nicht jedem.
  2. Zeit: 25% der Befragten freuen sich über Zeit, die andere mit ihnen verbringen und dadurch ihre Anerkennung ausdrücken. Wobei Männer mehr gemeinsame Erlebnisse schätzen, Frauen eher ein Gespräch im geschützten Raum. Bekannter Tipp: Wirklich bei der Sache sein, kein Handy griffbereit auf dem Tisch und keine Unterbrechungen zulassen. Und schon gar nicht kurzfristig wegen angeblich wichtiger Termine absagen.
  3. Hilfsbereitschaft liegt mit 22% auf Platz 3. Wenn gerade viel zu tun ist, Unterstützung anbieten. Wichtig: Nicht ungefragt helfen, immer zuerst fragen, ob die Unterstützung willkommen ist (Wenn Hilfsangebote nicht gut ankommen).
  4. Geschenke: Angeblich freuen sich 6% am meisten über kleine Aufmerksamkeiten – vor allem, wenn diese zeigen, dass man sich Gedanken gemacht hat. Weil man mal mitbekommen hat, welche Schokolade der andere besonders mag. Oder dass er gerne mal ins Stadion seines Lieblingsvereins möchte und keine Tickets bekommen kann.
  5. Körperkontakt – offensichtlich das schwierigste und am wenigsten bevorzugte Signal der Wertschätzung. Was sicherlich mit dem beruflichen Kontext zu tun hat. Dennoch mögen es ein Prozent der Befragten. Wobei damit nicht nur das berühmte Schulterklopfen gemeint ist.

Fragwürdiger Ansatz

Haben Sie beim Lesen ein Unbehagen verspürt? Ich könnte es nachvollziehen. Im Grunde ist die These ja, dass man jedem Kollegen die Form der Wertschätzung zukommen lässt, die ihm besonders liegt. Dann bekommt der eine also ein kleines Geschenk, der andere ein Lob, mit dem dritten verbringe ich einen Abend in der Kneipe.

Und wundere mich anschließend, warum die meisten trotzdem nicht zufrieden sind. Bin ich doch jedem gerecht geworden – und nun beschwert sich jemand, dass er noch nie eine Tafel Schokolade bekommen hat. Dann erkläre ich ihm, dass ich ihn schließlich schon dreimal gelobt habe.

Nein, ich glaube nicht, dass wir versuchen sollten herauszufinden, welche Form die Kollegin besonders schätzt, um dann meine Anerkennung individuell anzupassen. Ich glaube eher, dass jeder die Form der Anerkennung wählen sollte, mit der er seine Freude oder Dankbarkeit besonders gut ausdrücken kann. Dabei allerdings so aufmerksam sein, dass er mitbekommt, wenn das jemandem eher unangenehm ist. Vielleicht hilft es auch, hin und wieder mal nachzufragen, was der andere sich von uns mehr oder weniger wünscht. Und wenn dann kommt: „Die kleinen Briefchen mit dem Dankeschön sind vielleicht nett gemeint, aber noch mehr würde ich mich freuen, wenn wir hin und wieder mal über die Aufgaben sprechen würden …“, dann wäre der Zeitpunkt gekommen, sein Verhalten anzupassen.

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert