18. Februar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Waschmaschinen-Effekt

INSPIRATION: Früher, als die Menschen ihre Kleidung mit der Hand waschen mussten, hatten sie weniger Zeit. Jetzt, wo Maschinen ihnen das per Knopfdruck abnehmen … Tja, da haben die Menschen keineswegs mehr Zeit. Was machen sie stattdessen? Häufiger waschen, weil sie ihre Kleidung häufiger wechseln. Oder sie gehen auf die Yoga-Matte. Planen die nächste Renovierung der Küche. Oder melden sich zu einem weiteren Sprachkurs an.

So wird das wohl nichts mit der von Keynes 1930 für das Jahr 2030 prognostizierten 15-Stunden-Woche. Denn wie im privaten Umfeld, so auch in der Gesellschaft: Die modernen Maschinen, die uns Menschen ein Leben in Freizeit ermöglichen sollten, führten zwar von 60 oder 70 Stunden pro Woche Arbeitszeit bis in die 90er-Jahre zu einer Reduzierung auf im Schnitt 41 Stunden, aber seitdem hat sich nicht mehr viel getan. Im Gegenteil – die Überstunden nehmen wieder zu.


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Wohin geht die Freizeit?

Warum ist das so? Im Beitrag der Summer School 2024 erklärt uns die Wirtschaftswoche die Zusammenhänge (Und weiter geht’s!). Der erste Grund ist die soziale Ungleichheit, die weiter zugenommen hat. Wir vergleichen uns mit anderen, und hier vor allem mit dem Einkommen und dem Status. Um an mehr Geld und mehr Status(symbole) zu gelangen, müssen wir mehr arbeiten. Das „Rattenrennen“ ist damit eröffnet.

Grund Nr. 2: Während 1998 noch für 76% der Arbeitnehmer im Westen Deutschlands im Rahmen eines Tarifvertrages die Gehälter verhandelt wurden, liegt der Wert heute bei 49%. Was bedeutet, dass inzwischen die Hälfte selbst schauen muss, wie sie mehr Geld herausholen oder mehr Freizeit für das gleiche Gehalt aushandeln.

Grund Nr. 3: Krankenversicherung und Bildungswesen. In Ländern, in denen der Staat für die Abdeckung der Gesundheitskosten und für Schule und Kindergarten sorgt, können es sich die Menschen eher erlauben, früher nach Hause zu gehen. Dort, wo sich jeder selbst darum kümmern muss, ist der Druck, mehr zu arbeiten, deutlich höher.

Um tatsächlich den Vorteil der modernen Technik (künstliche Intelligenz wird hier keine Ausnahme darstellen) zu nutzen, um mehr Zeit für sich zu haben, sind also einige Rahmenbedingungen notwendig. Dass es möglich ist, hat ja die Entwicklung bis in die 90er-Jahre gezeigt. Und es gibt auch Menschen, die tatsächlich weniger (für Geld) arbeiten und aus dem „Rattenrennen“ aussteigen.

Oder: Ausstieg aus dem Rattenrennen

Andererseits: Der Mensch ist nun mal gerne aktiv, und vor allem: Er vergleicht sich gerne. Wenn er also sieht, dass sich andere mehr leisten können, wird er versuchen, es ihnen gleich zu tun. Haben wir also einen Zustand erreicht, in dem wir feststecken? Ist dieses Heraufsetzen der Ansprüche (mehr Wohlstand, mehr Bildung, mehr Reisen, mehr …) nun mal einfach menschlich und wird damit jeder technische Fortschritt weiterhin nur dazu führen, die sich bietende Zeit sofort wieder in neue kräftezehrende Aktivitäten zu stecken?

Wie geschrieben: Es gibt Faktoren, die hierauf einen Einfluss haben. Wieder mehr Tarifbindung. Krankenversicherung und Bildung ohne Zusatzkosten und damit weniger soziale Ungleichheit wären Gegenmittel. Dazu die Einstellung, die frei gewordene Zeit vielleicht doch mit Dingen zu füllen, die uns eine „glücklichere Lebensführung“ ermöglichen. Ob das Dinge wie ehrenamtliche Tätigkeiten oder soziales Engagement oder die Pflege der Rosen im Garten sind – schön wäre es, wenn all das zu entspannteren Menschen führte.

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