31. Januar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Eigene Verfassung

INSPIRATION: Das klingt altmodisch: Ein Familienunternehmen gibt sich eine Verfassung, in der die Regeln des Anstandes und der Bescheidenheit geregelt sind. Kinder unterschreiben die Verfassung am 16. Geburtstag. Aber so antiquiert, wie das klingt, so sinnvoll ist es. Erinnert ein bisschen an die Leitlinien der Unternehmensführung, die sich manche Konzerne geben. Nur Papier mit netten Formulierungen?

Ich sehe einen erheblichen Unterschied. In ersten Fall sind es die Inhaber, die sich diese Verfassung geben. Manchmal auch nur der Patriarch höchstpersönlich, inzwischen aber offenbar mehr eine Gemeinschaftsproduktion, unterstützt durch externe Experten. Die dann auch helfen, das alles „rechtsverbindlich in den Gesellschaftervertrag zu übertragen“ (Gebremste Gefühle).

Die eigentliche Idee: Solange alles harmonisch verläuft, wird niemand diesen Kodex aus der Tasche ziehen. Wozu auch? Aber er wird gerade dafür erstellt: Um Konflikten vorzubeugen. Wenn darin geregelt ist,

  • wie entschieden wird,
  • wer welche Geschäfte verantwortet,
  • wer im Beirat sitzt und wer kontrolliert,
  • wie hoch die Ausschüttungen sind,
  • wer welches Mitspracherecht hat,
  • was passiert, wenn jemand aus dem Familienverbund ausscheidet,
  • wie Anteile bewertet werden und an wen sie veräußert werden dürfen,

dann müssen solche Fragen nicht in dem Moment diskutiert werden, wenn ein Fall eintritt. Die Regeln sollten transparent und nachvollziehbar sein. und je größer der Kreis der Familie, der vom Unternehmen profitiert, desto wichtiger sind solche Verfassungen.

Und wo liegt der Unterschied zu den Leitbildern, die sich Konzerne so gerne geben? Eben in der „Autorenschaft“. Manager und Mitarbeiter sind – nun ja, sie sind Angestellte. Sie können zu Papier bringen was sie wollen, z.B. so schöne Sachen wie „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“. Wenn dann die Anteilseigner entscheiden, Standorte zu schließen, dann ist der schöne Anspruch Makulatur. Leitbilder sind daher oft nichts anderes als Wunschlisten, an die man sich halten kann oder nicht. Wer sorgt dafür, dass sie eingehalten werden?

In Familienunternehmen wird man auch nicht die externen Geschäftsführer und die Mitarbeiter an der Charta beteiligen. Es sind diejenigen, die die Verantwortung für ihr eigenes Unternehmen tragen. Und sie werden sehr genau darauf achten, dass dort eben die Dinge geregelt sind, die das  Überleben des Unternehmens sichern.

Konsequenterweise müssten also in einem Konzern die Eigentümer das Leitbild verfassen – schwierig bei einem börsennotierten Unternehmen, oder?

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