26. August 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Fundamentale Umwälzung

INSPIRATION: Es ist noch gar nicht lange her, dass ich mich gefragt habe, was denn der ganze Hype um die KI eigentlich soll. Und konnte mir tatsächlich nicht vorstellen, dass auch die Kreativbranche davon massiv betroffen sein würde. Und nun steht sie vor einer fundamentalen Umwälzung (Die Flut ist da). Wie das?

Weil „hyperrealistische Bilder, Videos und Audios“ mit wenigen Klicks von Laien erzeugt werden können. Wer da noch skeptisch schaut, den dürften diese Beispiele überzeugen: Der erste Film, bei dem die Stimmen der Schauspieler synthetisiert wurden, so dass sie auch in der Übersetzung in ihrer Originalstimme sprechen, kommt auf dem Markt. Synchronsprecher werden schon bald überflüssig.

Wenn das noch keine wirklich kreative Leistung ist, dann vielleicht dies: In der Werbebranche teilt man der KI mit, welches Motiv man möchte, welche Stimmung zum Ausdruck kommen soll, und in wenigen Sekunden produziert die KI eine ganze Kampagne mit Bildern, Schriftzügen oder gar Videos. Wo früher ein Team mit Regisseur, Kameramann und Schauspielern zum geeigneten Ort reisen musste, werden Werbeclips synthetisch erzeugt.

Per KI zum Musik-Hit

In der Musik ist das wohl schon Alltag: Man gibt ein paar Schlagworte ein, worum es in einem Song gehen soll, dann entscheidet die KI den Rest: Text, Melodie, Akkordfolge, Instrumentalisierung. Nach wenigen Sekunden ist der Song fertig. „Der menschliche Anteil an der kreativen Leistung sinkt auf nahe null.“ Den ersten KI-generierten Influencer gibt es auch schon, und auch wenn seine Schöpfer darauf hinweisen, dass er nicht echt ist, bekommt er Fan-Post. Genial oder furchteinflößend? Oder beides?

So viel steht fest: Zurückdrehen lässt sich das nicht mehr. Und bevor man erschüttert und mit Grausen an die Zukunft denkt, hier Beispiele aus der Vergangenheit, wo auch schon das Ende der Kreativität beschworen wurde. Als der erste Synthesizer auf den Markt kam und Menschen Musik erzeugen konnten, ohne ein Instrument zu beherrschen, wurde schon das Ende der Kunst befürchtet. Aber das Gegenteil war der Fall. Oder die Sache mit den 3D-Grafiken in Filmen. Sie ersetzten wohl den Zeichentrickfilm, aber Hollywood ging nicht unter, sondern produzierte ganz neue visuelle Sensationen.

Was für die Kreativen bleibt

Aber was wird für die Kreativen übrigbleiben, wenn die KI ihnen nahezu alle Arbeit abnimmt? Also die Geschichten selbst schreibt und in Bilder und Töne umsetzt? So viel ist klar: Jeder kann in Zukunft Werbeclips und Musikstücke erzeugen, die Konkurrenz wird riesig. Die Kreativen werden ihren Job neu erfinden müssen. Der KI die richtigen Instruktionen geben. Sie mit Aufträgen füttern, auf die noch niemand sonst gekommen ist. Originäre Kreativität ist gefragt, keine handwerklichen Fähigkeiten mehr. Es geht darum, besser mit der KI umgehen zu können als andere.

Und wer weiß: So wie es immer noch Menschen gibt, die mit echten Instrumenten Musik erzeugen, mit echten Pinseln Bilder malen und damit Erfolg haben, so werden vielleicht auch in Zukunft von Menschen erzeugte Werke einen Wert haben, vielleicht sogar einen höheren als bisher.

Und es gibt ein neues Geschäftsfeld: Ein Unternehmen hat sich schon darauf spezialisiert, Deep Fakes (oder synthetische Medien, wie das jetzt heißt) zu entlarven. Diese sind bekanntlich von Algorithmen erzeugt, weisen also bestimmte Muster auf, die eine Art Fingerabdruck darstellen und so erkennbar sind. Aber wer weiß – irgendwann wird man auch das „in den Griff kriegen“, und dann verschwimmen Realität und Virtualität komplett miteinander.

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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