INSPIRATION: Das klingt im ersten Moment seltsam: Führungskräfte als Lehrer ihrer Mitarbeiter? Das Seltsame daran ist vermutlich, dass wir häufig keine besonders positive Vorstellung von Lehrern haben, was mit unseren Schulerfahrungen zusammen hängt.
Aber wenn man sich mal an diejenigen versucht zu erinnern, von denen man als Jugendlicher begeistert war (falls es sie gegeben hat), die einem wirklich etwas beigebracht haben und von denen man auch heute noch sagt: „Von ihm/ihr habe ich viel gelernt!“, dann klingt die obige Feststellung schon glaubwürdiger.
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Im Harvard Business Manager erklärt ein Professor, was gute Manager-Lehrer anders machen und was sie besonders auszeichnet (Wie exzellente Chefs motivieren). Wieder mal einer jener Artikel, die wohl kaum banaler verfasst werden konnten. Von wegen: Man lernt von guten Managern, weil sie als Vorbild fungieren, weil sie auf die Mitarbeiter individuell eingehen, den richtigen Moment wählen, um ihre Weisheiten zu teilen und weil sie bevorzugt mit Fragen arbeiten. Das ist alles richtig, aber zeichnet es gute Lehrer aus?
Die guten Lehrer, an die ich mich erinnere, haben sich Zeit genommen, auch Zeit für einzelne Schüler (was natürlich auch in dem Beitrag steht.) Sie sind mir auf Augenhöhe begegnet, auch als ich noch Fünftklässler war, d.h. sie haben sich mit mir und meinen Ansichten auseinander gesetzt. Sie waren ziemlich klar in ihrem Urteil und hatten gute Gründe, wenn sie „schlechte Noten“ verteilten. Sie waren begeistert von ihrem Fach, d.h. sie liebten das, was sie lehrten (während die schlechten Lehrer es sichtbar langweilig und öde fanden, zum wer weiß wievielten Mal die gleichen Inhalte zu referieren).
Vor allem aber: Sie zeigten ehrliches Interesse an mir und meinen „Leistungen“. Ich erinnere mich an einen Lehrer, den ich menschlich nicht sonderlich mochte, aber der ganz in seinem Fach aufging und jede Frage, jedes gezeigte Interesse ernst nahm und sich damit inhaltlich auseinandersetzte. Ich glaube, dass er kein glücklicher Mensch war, welche Gründe das auch immer hatte. Aber wenn es um sein Thema ging, dann gab er sein Wissen weiter und ließ nichts unversucht, dass der andere es begriff.
Nun kann man die Frage stellen, warum Führungskräfte überhaupt den Anspruch haben sollten, ihren Mitarbeitern etwas beizubringen. Als Inhalte beschreibt Finkelstein im HBM drei Themenbereiche: Professionalität, Fachkompetenz und Lehren fürs Leben.
Unter Professionalität werden Dinge aufgeführt wie
- den Kunden an erste Stelle setzen bzw. den Patienten oder Klienten
- was auch immer man tut, es so gut wie möglich machen
- sich optimal vorzubereiten – eben den bestmöglichen Job machen.
Dass ein Manager Fachkompetenz vermitteln soll, stößt sicher auf Fragezeichen. Aber auch das habe ich schon häufiger geschrieben (Führung braucht Fachkompetenz): Mitarbeiter respektieren eine Führungskraft, wenn sie auf einem Gebiet (das natürlich mit ihrem Job zu tun hat), fachlich kompetent ist. Es ist völlig klar, dass sie nicht für alle die ihr unterstellten Bereiche höchste Fachkompetenz besitzen kann und muss – aber zumindest für eine. Und wenn sie hier mitreden oder mehr noch: Etwas „lehren“ kann, wird sie erfolgreich sein.
Lehren fürs Leben? Gemeint sind hier kleine Lektionen, die einem das Leben erleichtern. Unarten beim Präsentieren, ungeschickte Argumentationen, Umgang mit kritischen zwischenmenschlichen Situationen – alles Dinge, auf die man im Berufsalltag nicht unbedingt aufmerksam gemacht wird. Genau hier können wahre Lehrer ihre Wirkung entfalten. Den Mitarbeiter zur Seite nehmen, ihm die Rückmeldung geben, wie sein Verhalten wirkt und was er anders machen kann.
Kennen Sie solche Führungskräfte? Ich leider nicht allzu viele. Ich hatte mal einen Chef, der mit mir tatsächlich über seine Haltung zu bestimmten Phänomenen diskutiert hat, da hatte ich gerade mein Studium beendet. Und diese Haltung vertrat er einmal im Kreis von Kollegen und höher gestellten Managern, wobei es ihm offenbar überhaupt nichts ausmachte, dass diese seine Einstellung doch ziemlich in Frage stellten. Mich hat das sehr beeindruckt und geprägt. Da hat der Professor dann doch Recht in Sachen Vorbild…