20. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Marke Eigenbau

INSPIRATION: Während alle Welt fasziniert auf ChatGPT blickt, haben die Unternehmen schnell begriffen: Die KI will man zwar nutzen. Aber die Daten nicht in eine fremde Blackbox schicken. Es braucht eine unternehmensspezifische KI.

Im EnBW-Konzern war man sich schon Anfang 2023 darüber im Klaren, dass ChatGPT ein Gamechanger sein würde. Die Konsequenz: Es braucht Medienkompetenz. Und die erwirbt man nur durch das Tun. So wurde die unternehmensspezifische KI LernGPT entwickelt. Autor Timm Friebe (Ein Gamechanger im Joballtag) erläutert den Nutzen: Man bleibt „in der gesicherten IT-Infrastruktur der EnBW.“ Mehr als 6.000 Mitarbeitende nutzen die KI inzwischen für allerlei Anwendungsfälle. Beispielsweise nutzt man KI-Agenten (Custom GPTs), um Excel- und Forms-Formulare zu ersetzen.


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Weitere Anwendungsfälle sind die Erzeugung von SQL-Abfragen im Business-Intelligence (BI)-Umfeld. Die KI hilft auch beim Beheben von Fehlermeldungen und bei Übersetzungen. Oder man nutzt die Fähigkeit zum Zusammenfassen von Texten, um gewaltige Mengen an Dokumenten auf bestimmte Stichworte abzusuchen. Bei all dem hat man von Anfang an die Implementierung bereichsübergreifend koordiniert: Vertreter von IT, Digital Office, HR, Betriebsrat und aus der Rechtsabteilung waren beteiligt.

Ein Experimentierfeld

Alle Mitarbeitende können die KI nutzen und damit experimentieren. Es gibt keine Beschränkungen. Dafür stellt HR aber auch ein sogenanntes LernWerk zur Verfügung, dass den Mitarbeitenden in der Praxis begleitet und unterstützt. Dazu gehören auch juristische Leitplanken. Auch Veranstaltungen und Communities gehören zur Unterstützungsstruktur. „Eine große Herausforderung, vor allem anfangs, war es, wieder und wieder zu erklären, dass ChatGPT keine Art ‚Super-Suchmaschine‘ ist.“ – KI-Einführung als Lernprozess.

Dass nicht nur EnBW, sondern auch weitere Unternehmen ähnlich denken und handeln, zeigen weitere Beiträge aus der Schwerpunktausgabe der changement: Neben beispielsweise Toyota Deutschland haben auch die Sparkassen die KI für sich entdeckt.

i-Phone-Moment

Wir stehen an einem Wendepunkt des Arbeitens, so die Autorinnen der Beratungsfirma Accenture (Vom Hype zur Realität). Deshalb sie sprechen von einem „i-Phone-Moment.“ Technologie entwickelt sich „von der Rolle eines einfachen Werkzeugs zu einem Partner.“ Es gehe um nichts weniger als die „Erweiterung und Ergänzung menschlicher Fähigkeiten;“ und die Veränderung ganzer Wertschöpfungsketten. Eine gigantische Automatisierungswelle zeichne sich ab. „Durch die Automatisierung repetitiver und zeitaufwendiger Aufgaben kann GenAI die Effizienz steigern und Mitarbeitenden beispielsweise ermöglichen, sich auf kreative, strategische und zwischenmenschliche Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren.“

Deshalb brauche es jetzt eine umfassende Strategie zur Kompetenzentwicklung, meinen die Strategieberaterinnen. Denn deutsche Unternehmen stünden erst am Anfang ihrer Möglichkeiten. Während es heute noch darum gehe, dass intelligente Assistenten Datensätze analysieren, gehe es morgen schon darum, sich von intelligenten Bot-Netzwerken und Agenten bei der Erstellung von Entscheidungsvorlagen helfen zu lassen. Oder die Kundenbetreuung zu übernehmen und damit den Fachkräftemangel zu kompensieren.

Kultureller Wandel

Und siehe da, den Strategieberaterinnen ist es nicht entgangen, dass solche Umwälzungen auch einen kulturellen Wandel nötig machen. Die Stichworte lauten: Vertrauen, Transparenz und Verantwortung. Wie das nun konkret gelingen soll mit dem kulturellen Wandel, wird jedoch nicht verraten. Das lässt dann nachdenklich werden. Wobei – andere sind da auch nicht konkreter. Hier noch eine Zugabe vom Trendscout Raphael Gielgen (Der Übergang zur kompetenzbasierten Arbeitswelt). Sechs Thesen zum Potenzial der generativen KI:

  1. Beschleunigung von Innovation und Lernprozessen: „Wir befinden uns im Übergang von einer wissensbasierten zu einer kompetenzbasierten Arbeitswelt – und generative KI ist ein zentrales Werkzeug dafür.“
  2. Erweiterung des Wissensspektrums: „Durch die Analyse und Synthese großer Datenmengen kann die generative KI Erkenntnisse generieren, die zuvor unzugänglich oder verborgen waren.“
  3. Verbesserung der sozialen Lernprozesse: „Generative KI wird Unternehmen dabei unterstützen, soziale Interaktionen und den damit verbundenen Wissensaustausch zu erleichtern, die Geschwindigkeit des Erlernens neuen Wissens zu erhöhen und die Anpassungsfähigkeit, insbesondere über Abteilungsgrenzen hinweg, zu unterstützen.“
  4. Automatisierung der Wissensarbeit: „Große Datenmengen werden in Echtzeit analysiert und auf dieser Basis Empfehlungen oder Vorhersagen generiert. Die Automatisierung dieser Fähigkeit war vor anderthalb Jahren noch undenkbar.“
  5. Förderung der Innovationskultur: „Die Integration von generativer KI in die alltäglichen Arbeitsprozesse ermöglicht es, bisher unerkannte Lösungen zu entdecken, und fördert eine Atmosphäre, in der Innovation das Gebot der Stunde ist.“
  6. Der Wandel zur fähigkeitsbasierten Arbeitswelt: „Durch die Bereitstellung personalisierter Lernwege, die Förderung von Zusammenarbeit und Netzwerkbildung sowie die Unterstützung bei der Karriereentwicklung kann die generative KI dazu beitragen, die Talentlandschaft in dieser neuen Arbeitswelt zu stärken.“

Sagen wir einmal so: Das meiste, was man derzeit zum Thema KI und deren Einsatz in Unternehmen lesen kann, ist programmatisch. Wir sind schlicht und einfach noch am Anfang. Wenn ein Unternehmen mal den Deckel vom Kochtopf lupft, dann lässt man uns aus gebührendem Abstand mal ein wenig schnuppern – mehr aber nicht. Wir werden also noch ein wenig warten müssen auf konkretere Berichte; und neugierig bleiben.

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