5. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Sandkasten-Innovation

INSPIRATION: Die Idee ist einleuchtend: Warum im Unternehmen nur allein Ideen austüfteln, wenn man auch andere, bspw. Kunden mit einbinden kann? Wenn zwei kooperieren, freuen sich alle. Mit diesem Ansatz haben der eine oder die andere experimentiert, manchmal gab es Sternstunden, manchmal auch nur Frust (Zu blauäugig?). Denn letztlich fragen sich alle Beteiligten: What’s in for me? Ein solches Setting braucht gute Rahmenbedingungen – womit jetzt nicht nur das Catering (Pizza, Peanuts und Pralinen) gemeint ist, sondern auch faire Spielregeln.

Man kann den Ansatz auf weitere Bereiche ausdehnen, also nicht nur für die Produktentwicklung nutzen. Soziale Innovationen sind ein weiteres und weites Feld. Open-Innovation-Communitys sind informelle Netzwerke, die Individuen aus den verschiedensten Kontexten vereinen, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. Die Problematik bleibt aber dieselbe: Wie finden die richtigen kreativen Köpfe zusammen? Und wie kann man einen Problemlöseprozess so gestalten, dass sich die Gedankenblitze in optimaler Weise – wie bei einem Laser – bündeln?


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Eine transdisziplinäre Open-Innovation-Community

An der Leuphana Universität Lüneburg wurde nun ein Konzept entwickelt (Der Sandbox Innovation Process), das eine strukturierte Vorgehensweise vorschlägt, die über einige Jahre optimiert wurde. Die Teilnehmenden jedes „Sandkasten“ bilden eine transdisziplinäre Open-Innovation-Community, die zu selbst gewählten Problemstellungen Ideen mittels eines klaren Prozessmodells entwickelt. In einem ersten Innovationszyklus wurde ein Team begleitet, das sich dem Fehlen von flexiblen Arbeitsplätzen in Lüneburg widmete. Ein weiteres Team (Lifelong Learning Lüneburg) beschäftigte sich mit der nachhaltigen Weitergabe von Wissen und Kompetenzen in einem Netzwerk. Und das dritte Team beschäftigte sich mit der Reaktivierung des ländlichen Raums, was ich besonders bemerkenswert finde: Aufhänger war ein renovierungsbedürftiges Jagdschloss.

Es wurde ein Team gebildet, dem die Pächterinnen des Jagdschlosses, ein Kunst- und Antiquitätenhändler sowie ein Unternehmer angehörten. Diese entwickelten die Idee und ein Konzept für einen Antiquitätenmarkt. Das bisher wenig genutzte Jagdschloss im ländlichen Raum wurde so zur öffentlichen Plattform. Was auch in den Medien positiv ankam. So sind wir gleichsam in der kommunalpolitischen Arena gelandet. Man muss sich nur einmal vorstellen, wie viele Streitigkeiten es in diesem Raum gibt, die nachher mühsam mit Mediation entschärft werden müssen. Die Vorstellung, präventiv Lösungen zu entwickeln, hat da nicht nur Charme, sondern zeigt auch den Weg zu einer konstruktiven, proaktiven Gemeinwesenarbeit auf, die primär durch parteipolitische Profilierungskämpfe – aus Prinzip – nicht im Fokus steht.

Ein Sandbox-Kurzformat

Die Forscher haben zudem ein Sandbox-Kurzformat entwickelt. Interessierte können damit das Format im „Schnelldurchlauf“ selbst erleben und für Herausforderungen innerhalb von zwei Stunden erste Prototypen entwickeln. Nach Meinung der Autoren funktioniert dieses Kurzformat im wissenschaftlichen Kontext ebenso wie in Unternehmen, Ministerien oder bei gesellschaftlichen Initiativen.

Interessant finde ich auch noch zwei Learnings der Entrepreneurship-Forscher. Die Teamzusammenstellung erfolgte kompetenzbasiert durch die Moderatoren. Es sollte eine möglichst heterogene Gruppe entstehen. Das schuf aber Akzeptanzprobleme. Es musste deshalb nachverhandelt werden. Dabei zeigte sich auch, dass die Teilnehmer ihre Kompetenzen nicht immer gut einschätzen konnten. Zum zweiten führte die Heterogenität zu Verunsicherung der Teilnehmerinnen. Verstärkt wurde diese dadurch, dass externe Personen für Feedback und Reflexionsprozesse einbezogen wurden. So entstand Unsicherheit bezüglich der eigenen Rolle im Prozess. Die Teilnehmenden mussten folglich erst lernen, mit Unsicherheit besser umzugehen und Mehrdeutigkeiten auszuhalten. Da frage ich mich doch, um mit Bert Brecht zu sprechen: Hatten sie denn keine Sozialpsychologin dabei? Von wegen: Über den Tellerrand schauen…

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