INSPIRATION: Klingt erst mal seltsam: Jemanden ins Ausland entsenden, der dann seine Arbeit vom Heimatland aus erledigt? Könnte „die neue Normalität“ werden, denn tatsächlich haben Unternehmen ihre Expatriates zum Teil zurück in die Zentrale geholt. Wenn diese nun weiterhin die Teams vor Ort führen sollen, stellt sich die Frage, wie das funktionieren soll (Führen über Grenzen hinweg).
Eigentlich doch nicht anders als das auch die Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern im Heimatland machen, denn auch diese müssen vom Homeoffice aus ihre Teams leiten. Entsprechend lauten deshalb die Tipps: Mehr Freiräume geben, Aufgaben delegieren, regelmäßig in Kontakt treten, Klarheit über die Ziele herstellen. Auch sicher allgemeingültig: Überlastungen vermeiden, einen gesunden Lebensstil vorleben, soll heißen: Zu regelmäßigen Pausen auffordern und diese auch selbst einhalten, z.B. bei virtuellen Meetings. Oder die Mitarbeiter in Sachen virtueller Kooperation coachen, ihnen hier bei auftretenden Konflikten und Schwierigkeiten zur Seite stehen.
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Letztlich bedeutet das: Viel Austausch! Das hilft sicher auch gegen interkulturelle Missverständnisse, denn letztlich bleiben die kulturellen Unterschiede ja die gleichen wie man sie auch vor Ort erleben würde. Ein Beispiel: In Kulturen, in denen ein eher kooperativer Arbeitsstil üblich ist, wirkt es befremdlich, wenn man nun anfängt, auf die Distanz individuelle Ziele zu vereinbaren. Also lieber auf Teamziele fokussieren. Und auch wenn das banal klingt: Man sollte auf die „normalen“ Arbeitszeiten vor Ort Rücksicht nehmen – also keine Meetings ansetzen, wenn die Mitarbeiter in dem Land gerade Mittagspause oder sogar Feierabend haben.
Soll heißen: Wer aus der Zentrale heraus Teams in anderen Ländern per Videokonferenz, Chat und E-Mail-Kommunikation führt, sollte in Sachen kulturelle Sensibilität besonders aufmerksam bzw. speziell hierauf vorbereitet sein. Ich gehe mal davon aus, dass im Moment der Weg eher so ist, dass die Heimkehrer die Kollegen vor Ort schon kennen gelernt haben und daher mit ihnen und ihren Befindlichkeiten vertraut sind. Jemanden ohne Vorerfahrungen in dem jeweiligen Land zur Führungskraft lokaler Mitarbeiter zu machen, dürfte eine höchst riskante Angelegenheit sein.
Noch ein Wort zum Thema Kontrolle: Wer keine physischen Kontakt zu den Mitarbeitern hat und sie nicht im täglichen Umfeld erlebt, der muss sich ja voll und ganz darauf verlassen, dass Kontrolle ausschließlich über eine Ergebniskontrolle funktioniert. Die Gefahr besteht, dass man verstärkt in virtuellen Konferenzen sitzt und den Mitarbeitern jede Menge Zeit stiehlt – um eben sicher zu gehen, dass dort auch alles wie gewünscht geleistet wird. Das könnte die Produktivität am Ende stark beeinträchtigen.