27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Zynismusfalle

INSPIRATION: Eigentlich sollte es diesen Beitrag nicht geben. Weil die Erkenntnisse zum Thema „Zynismus“ so banal sind, dass man sie niemandem mehr erklären müsste. Eigentlich. Aber da Zynismus sich offenbar ausbreitet, bleibt wohl nichts anderes übrig, als seine Entstehung, seine Wirkung und die sehr schlichten Gegenmaßnahmen einmal mehr zu erklären.

Zyniker haben ein negatives Bild von anderen (Fokus auf das Schlechte), sie halten sich für Genies (Zyniker-sind-Genies-Illusion), weil sie denken, ihr Zynismus sei „hart erworbenes Wissen“ – wobei auch andere Menschen sie eher für klug halten – und sie handeln nach dem Prinzip „Präventiv-Schläge“. Das bedeutet: Da sie der Meinung sind, andere Menschen lügen und betrügen, gehen sie eher nach dem Prinzip „Angriff ist die beste Verteidigung“ vor. In vielen Experimenten zeigt sich, dass solche Menschen schon in der ersten Runde schummeln, was sofort das Vertrauen der Spielpartner zerstört, so dass auch diese anschließend unehrlich handeln. Ein Teufelskreis und eine sich selbst verfüllende Prophezeiung (Warum so zynisch?). Mit der Folge, dass sich der Zyniker natürlich bestätigt fühlt.


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Selbsterfüllende Prophezeiungen

Dass wir alle unsere Mitmenschen für schlechter halten als sie sind, ist offenbar ein Stück der menschlichen Natur. In Experimenten stuften Probanden, die Verhaltensweisen anderer beobachtet hatten, diese als moralisch fragwürdig ein, wenn sie sowohl moralisch gutes Verhalten (anderen helfen) als auch unmoralisches Verhalten (Steuern hinterziehen) zeigten. Wir fokussieren offenbar alle eher auf das Negative. Dass Zyniker besonders schlau sind, ist ein Irrtum, sie schneiden in kognitiven Tests schlechter ab. Und das Prinzip der Präventivschläge zeigt den Lösungsansatz auf. Der nämlich lautet vor allem: Vertrauen. Denn so wie eine zynische Haltung Zynismus erzeugt, so bewirkt Vertrauen das Gegenteil, es ist also die „Medizin gegen Zynismus“. 

Nun ist der Rat „Vertrauen Sie doch einfach mal anderen, egal, welche Erfahrungen Sie bisher gemacht haben“ nicht sonderlich hilfreich. Der Zyniker wird uns jederzeit beweisen können, dass die Menschheit schlecht ist. Der Rat geht mehr in diese Richtung:

Wenn Sie selbst schon bereit sind, grundsätzlich an das Gute im Menschen zu glauben, dann machen Sie das auch deutlich, leben sie es vor, z.B. als Führungskraft. Schauen Sie einfach mal, wo Sie vielleicht zu viel kontrollieren, zu viele Vorgaben machen, zu skeptisch sind. Wenn dass bestimmte Mitarbeiter betrifft, könnte es sich gerade bei diesen lohnen, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen, über ihre Bedenken zu sprechen und zu schauen, was er oder sie benötigt, um eigenständig seine Aufgaben zu erfüllen. Und ihn oder sie dann einfach mal machen lassen. Aber Achtung: Weil diejenigen es gewohnt sind, mit Misstrauen behandelt zu werden, dürfte eine einmalige Aktion noch nicht viel bewirken. Ein einmaliger Vertrauensvorschuss wird nicht reichen, dann ist der Rückfall vorprogrammiert.

Strukturelles Misstrauen

Die zweite Empfehlung ist im Grunde viel einfacher umzusetzen: Schaffen Sie strukturelles Misstrauen ab. Gemeint sind Instrumente, die Zynismus geradezu befeuern. Interner Wettbewerb zum Beispiel, Individualprämien, eine „Kultur des Genies, die dem einsamen, kreativen Helden huldigt“. In einer solchen Kultur nämlich, so zeigen Untersuchungen, ist das Vertrauen der Belegschaft geringer. Und lassen Sie unbedingt die Finger von Überwachungstools, so wie sie in Zeiten des Homeoffices in Mode gekommen sind. Gemeint sind Techniken, mit denen die Anwesenheit der Mitarbeiter am Rechner kontrolliert werden, die diese dann geschickt austricksen und damit ihren Zynismus füttern. 

Das Fazit ist so schlicht wie banal: Wer vom Schlechten im Menschen ausgeht, behandelt sie mit Misstrauen und fördert den eigenen und den Zynismus der anderen. Wer ihnen vertraut, wird Vertrauen ernten. Wie gesagt: Ein Beitrag, der eigentlich völlig überflüssig sein sollte.

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